Leverkusen "Cyber-Angriffe auf die Wirtschaft nehmen zu"

Leverkusen · Die Bayer-Tochter BBS beteiligt sich jetzt an einem Kompetenzzentrum zu Datensicherheit im Internet.

Bei Bayer ist die Tochterfirma BBS unter anderem für den Bereich IT und damit auch für die Sicherheit zuständig. Und die Zahl, die BBS-Sprecher Florian Schwalbach allein im Bereich E-Mail nennt, ist gewaltig: 1,2 Milliarden E-Mails für Bayer steuert die BBS im Jahr. Das Thema Cyber-Kriminalität ist für die Bayer-Tochterunternehmung nichts Neues. Vor ein paar Jahren schon hatte BBS-Chef Daniel Hartert gesagt: "Hacker sind permanent im Netz unterwegs. Unternehmen wie Bayer warten nicht darauf, bis Hacker in die Systeme kommen." Sie filterten Bedrohliches zum Beispiel schon über Firewalls. "Aber es gibt sporadisch Versuche, unsere IT-Systeme anzugreifen." Darauf sei man vorbereitet. "Nennenswerte Schäden haben wir bisher nicht festgestellt."

Schwalbach sagt jetzt: "Die Angriffe auf die Wirtschaft nehmen beständig zu. Wir sind im Grunde täglich dieser Gefahr ausgesetzt." Er nennt das Stichwort Phishing-Mails. Ein Unternehmen könne sich mittlerweile gar nicht allein gegen Cyberkriminalität wehren, weil die Angriffe sehr vielschichtig seien.

Der BBS-Chef sagt - ähnlich wie Stadt und Klinikum -, dass der Faktor Mensch im Schutz vor solchen Angriffen eine große Rolle spiele. Bei Bayer werden die Mitarbeiter in Schulungen auf das Thema aufmerksam gemacht. "Ein einfaches Beispiel: Dienstreise. Da muss jeder wissen, dass der Neben- und Hintermann auf das aufgeklappte Laptop im Flieger oder Zug freie Sicht hat", sagt Schwalbach. Und: Wem bei Bayer eine verdächtige E-Mail auffällt, der kann sie zur Überprüfung an eine Adresse schicken.

Bayer geht in Sachen Schutz vor Cyber-Kriminalität sogar noch weiter. Im November gründete das Unternehmen mit den weiteren Dax-Konzernen VW, BASF und Allianz die Firma Deutsche Cyber-Sicherheitsorganisation (DCSO) mit Sitz in Berlin. Sie ist als Kompetenzzentrum der deutschen Wirtschaft in Sachen Cybersicherheit geplant, arbeitet mit dem Bundesministerium des Innern (BMI) und dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) zusammen, will aber als Sicherheitsdienstleister für Unternehmen arbeiten.

Ziel ist es laut Schwalbach einerseits, Schwerpunktwissen zu Cyber-Sicherheit aufzubauen. Offiziell heißt es: "Engerer Informationsaustausch soll helfen, ein anonymisiertes Lagebild der nationalen Cyber-Sicherheit zu erstellen." Andererseits geht es darum, in Deutschland tätige Unternehmen dabei zu unterstützen, ihren Sicherheits-Überbau zu verbessern. So bietet die DCSO unter anderem Verfahren an, um Cyber-Gefahren zu identifizieren und abzuwehren, etwa die Analyse der Sicherheitssysteme eines Unternehmens. Erste Dienste der DCSO starten in diesem Jahr. Für die Zukunft sei auch geplant, mit Kooperationspartnern neue Sicherheitstechnologien zu entwickeln.

(RP)
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