Leverkusen Das stinkt: Gülleregen in Rheindorf

Leverkusen · Innerhalb von ein paar Tagen lieferten große Tankwagen aus Borken zwischen Rheindorf und Wiesdorf Gülle ab. Das kam einem Leverkusener seltsam vor. Er informierte die Behörde.

Da traute ein Bürger seinen Augen und wohl auch ein bisschen seiner Nase nicht. Erst beobachtete er am vergangenen Freitag, dass Tanklastzüge zwischen Rheindorf und Wiesdorf großflächig Gülle auf den Flächen entleerten. Am vergangenen Dienstag fuhren dann erneut zwei "Monstertrucks", wie er sie nennt, den "Fußradweg vor der Wupperbrücke entlang und leerten wieder großflächig das stinkende Zeug ab."

Aber gerade in dem Bereich ist doch ein Trinkwassergebiet, ging dem RP-Leser, der seinen Namen nicht nennen möchte, durch den Kopf. Hier gehe etwas nicht mit rechten Dingen zu, überlegte er weiter. Denn besonders die Kennzeichen aus dem rund 100 Kilometer entfernten, an der holländischen Grenze gelegenen Borken ließen ihn stutzig werden.

Also meldete er den Vorfall bei der Unteren Wasserbehörde. Im Gespräch mit unserer Redaktion lobte Dörte Hedden vom städtischen Fachbereich Umwelt die Aufmerksamkeit des Leverkuseners, stellte allerdings klar: "Ungewöhnlich ist dieser Vorgang erst mal nicht. Gülle darf nur von November bis Februar nicht ausgefahren werden, aber ab März ist das wieder in Ordnung."

Doch zuständig sei hier die Landwirtschaftskammer, der man dann doch sicherheitshalber den Fall weiterleitete. Joachim Tichy, der dort unter anderem für die Gülle-Verordnung und für Klärschlamm zuständig ist, bekräftigte die Aussagen der Stadt und stellte fest: Die Bürger bräuchten sich diesbezüglich keine Sorgen machen. "Im Landkreis Borken gibt es zu viel Gülle und somit eine zu hohe Nitrat-Belastung. Dies ist in Leverkusen nicht der Fall", erläuterte Tichy

Zum einen müssten die Bauern auch in einer Onlinedatenbank dokumentieren, wohin sie die Gülle transportieren und zum anderen wäre die Gülle in Leverkusen im Wasserschutzgebiet 3a verteilt worden. Hier sei das Güllefahren nicht verboten. "Bei Klärschlamm ist dies etwas anderes - aber 80 Kubikmeter Gülle ist kein Problem", betonte Tichy und ergänzte von seinem Fachwissen: "Jetzt sind optimale Bedingungen für Gülle, denn die Flächen sind abgetrocknet und benötigen Nährstoffe, die Gülle mit sich bringt. Außerdem wird dadurch Kunstdünger eingespart."

Immer wieder sei Gülle und Klärschlamm ein Problem der Bauern. Denn: Gebiete mit hohem Viehbesatz - wie die Niederlande oder Niedersachsen - weißen hohe Überschüsse in den Stickstoffbilanzen auf.

Die bloße Entsorgung der Gülle sei dadurch sehr teuer. Um Geld zu sparen, griffen Landwirte auch mal zu verbotenen Maßnahmen. Wer erwischt werde, zahle hohe Bußgelder und müsse Sanktionen bei den EU-Prämien befürchten. Aber laut Landeswirtschaftskammer war der Vorfall in Leverkusen nur halb so wild.

Was bleibt, ist ein zunächst deutlicher Gestank und der Ärger eines Bürgers, der sich des Eindrucks nicht erwehren konnte, dass das für Laien ungewöhnliche Güllefahren "mafiöse Verhältnisse" angenommen habe.

(hawk)
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