Mario S. aus Leverkusen Das unklare Schicksal eines IS-Kämpfers

Leverkusen · Der Rheindorfer Konvertit Mario S. ging nach Syrien, um für den Islamischen Staat zu kämpfen. Nun soll er tot sein.

 In der türkischen Moschee in Küppersteg ließ sich der Rheindorfer allein im Gebetsraum fotografieren. Er postete das Bild später im Internet bei Facebook.

In der türkischen Moschee in Küppersteg ließ sich der Rheindorfer allein im Gebetsraum fotografieren. Er postete das Bild später im Internet bei Facebook.

Foto: Schweig

2011 soll Mario S. zum Islam konvertiert sein. Nun wurde der Leverkusener mit italienischen Wurzeln angeblich im Kampf für die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) getötet. Das zumindest berichtete die "Bild"-Zeitung unter Berufung auf einen Informanten vom IS-Geheimdienst. Dem Bericht zufolge soll der Leverkusener vom IS hingerichtet worden sein, anscheinend, weil Mitstreiter ihn für einen Spion hielten. Seine Eltern bekamen aus dem Kampfgebiet die Nachricht, ihr Sohn sei bei einem Angriff der US-Luftwaffe ums Leben gekommen. Seit Anfang vergangenen Jahres, so heißt es, haben sie nichts mehr von ihrem Sohn gehört, der sich sonst regelmäßig gemeldet haben soll.

Das Landeskriminalamt (LKA) Nordrhein-Westfalen wollte den Tod des Rheindorfers gegenüber unserer Redaktion nicht bestätigen. Auch die Bundesgeneralanwaltschaft in Karlsruhe hielt sich bedeckt.

Nachrichten über den Tod von IS-Kämpfern werden von den Behörden mit Vorsicht behandelt. "Gerade im Zusammenhang mit IS-Kämpfern wurde die Erfahrung gemacht, dass sich Todesnachrichten als Falschmeldungen entpuppten", sagte ein LKA-Sprecher unserer Redaktion. Nicht selten handele es sich um Täuschungsmanöver, die es Islamisten ermöglichen sollen unterzutauchen. "Die Sicherheitsbehörden werden den Fall noch über Jahre im Auge behalten", sagte der Sprecher. Das habe damit zu tun, dass sein Tod nicht eindeutig nachweisbar sei. Grundsätzlich wird der Tod eines Menschen behördlich anerkannt, wenn eine Sterbeurkunke vorliegt. Dies sei gerade in Kriegsgebieten aber selten der Fall.

Mario S. soll 2011 am Telefon konvertiert sein, von der Zeremonie gibt es ein Video. Das Glaubensbekenntnis spricht ihm der Kölner Salafisten-Prediger Ibrahim Abou-Nagie vor, der Gründer des inzwischen verbotenen Vereins "Die Wahre Religion". Der Verein hatte unter anderem die Verteilung von Koran-Ausgaben in Fußgängerzonen organisiert.

Was trieb den jungen Mann in die Fänge das radikalen Islams? Ganz genau ist das nicht mehr nachvollziehbar. Offenbar aber ist die Geschichte des Rheindorfers, der sich später "Abu Zubayr" nannte, auch eine von sozialen Nöten. Nach einer Lehre als Mechaniker soll er keine Arbeit gefunden haben. Bevor er sich dem radikalen Islam anschloss, tauchten im Internet Rap-Videos von Mario S auf. In den Clips wedelte der Rheindorfer mit Geldscheinen und posierte mit Kampfhunden und Waffen. Er wolle kein Leben mit Sorgen und Kummer, heißt es in einer der Liedzeilen.

Nach Angaben des NRW-Innenministeriums ist Mario S. nicht der einzige Leverkusener, der ausreiste, um im Dschihad zu kämpfen. Es handele sich um eine Gruppe "im unteren einstelligen Bereich", die im Ausland im sogenannten Heiligen Krieg kämpfe. Einige von ihnen kehrten zurück. Vor weniger als einem Jahr war im Leverkusener Stadtteil Quettingen ein Rückkehrer aus dem Dschihad verhaftet worden.

(RP)
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