Leverkusen Demonstration zum Chempark-Festakt

Leverkusen · 125 Jahre Werk am Rhein wurde gestern im Erholungshaus gefeiert. Am 5. Dezember 1891 erwarb Bayer die Alizarinrot-Fabrik in Wiesdorf. Das Bayerwerk wandelte sich zum Chempark. Ministerpräsidentin Hannelore Kraft würdigte ihn als deutschen Chemiestandort Nummer eins.

 Knapp 100 Demonstranten versammelten sich vor dem Haupteingang des Erholungshauses. Die Ministerpräsidentin ließ sich dort nicht sehen.

Knapp 100 Demonstranten versammelten sich vor dem Haupteingang des Erholungshauses. Die Ministerpräsidentin ließ sich dort nicht sehen.

Foto: Uwe Miserius

Unbemerkt von den Demonstranten, die vor dem Haupteingang gegen die Pläne für die A1 und den Neubau der Leverkusener Rheinbrücke protestierten, war sie durch den Bühneneingang in den Saal gekommen. "Ich freue mich, bei diesem Jubiläum dabei zu sein", versicherte Kraft. Als sie auf der Einladung "Erholungshaus" gelesen habe, war für sie klar: Da musst du hin. Und ein wenig Erholung gab es tatsächlich bei diesem festlichen Diensttermin. Drei Mal spielten die Bayer Philharmoniker, die am Ende das neue Werk "Opus Magnum" von Hans Steingen aus der Taufe hoben, ein Auftragswerk zum Jubiläum.

 Hannelore Kraft verließ frühzeitig den Festakt.

Hannelore Kraft verließ frühzeitig den Festakt.

Foto: Miserius Uwe

Erholsam war auch die einvernehmliche Stimmung, die Dr. Günter Hilken gleich zu Beginn mit seinem Lob für die am Montag vorgestellten industriepolitischen Leitlinien Nordrhein-Westfalens nährte. "Das ist ein Schritt in die richtige Richtung, die wir gemeinsam verfolgen sollten", sagte der Gastgeber in Richtung Ministerpräsidentin und Politiker. Hilken ist Vorsitzender der Geschäftsführung von Currenta, seit der Umstrukturierung 2008 Manager und Betreiber des Chemparks, der heute 50 Unternehmen mit 31.000 Arbeitsplätzen beherbergt. In 200 Betriebsstätten werden über 5000 Produkte hergestellt.

Als Carl Duisberg vor 125 Jahren das Gelände in Wiesdorf vom Fabrikanten Carl Leverkus kaufte, habe er bereits das Potenzial gesehen. "Er hatte eine Vision und entwarf 1895 einen genialen Masterplan", sagte Hilken. Bauten und Straßen sollten auf Zuwachs angelegt sein. Ein geniales Grundprinzip, das seit 125 Jahren funktioniere, hochmoderne Infrastruktur ermöglichte und heute so zukunftsfähig sei wie damals.

"Der Chempark ist ein Ermöglicher", ein Begriff, den Hannelore Kraft in ihrer Rede gleich aufnahm. Und: "Ein Beispiel dafür, dass NRW Wandel kann." Sie lobte den Vorreiter einer Kreislaufwirtschaft. Wo so viele Unternehmen zusammenrückten, da lohne sich Recycling. Wichtig auch, weil Chemie Akzeptanz finde, wenn sie sauber und sicher sei. Würde sie aus der EU her-aus verlagert, wäre sie überhaupt nicht sicher. Beim Thema Emissionshandel würden jetzt die Pflöcke eingeschlagen und Kraft versprach: "Wir kämpfen für unsere Industrie insgesamt."

Als Geburtstagskind dürfe er sich etwas wünschen, wandte sich Günter Hilken an Hannelore Kraft: "Lassen Sie nicht nach in Ihrem Bemühen um eine deutliche Verbesserung unserer Infrastruktur. Wir unterstützen jede Initiative, die auf eine nachhaltige Verbesserung der Situation abzielt." Kraft gab eine Mitverantwortung der Politik für den Investitionsstau zu. Aber: "Jetzt bekommen wir endlich vom Bund das Geld, das uns zusteht. Nämlich fast 14 Milliarden Euro bis 2030, wovon einiges nach Leverkusen fließe, in Brücken und Straßenbau. "Wir stehen vor dem größten Infrastrukturprojekt unseres Landes", sagte Kraft, ohne die Unannehmlichkeiten zu verschweigen. "Wir werden mit Baustellenstaus leben müssen."

In einem kleinen Film "Der Chempark verbindet" kamen Chempark-Mitarbeiter und Leverkusener zu Wort. Moderatorin Anke Feller interviewte Oberbürgermeister Uwe Richrath, Bayer-Vorstandsmitglied Dr. Hartmut Klusik, den Lanxess-Vorstandsvorsitzenden Matthias Zachert und Covestro-Vorstandsmitglied Dr. Klaus Schäfer. Der versprach, dass Covestro nicht wie Lanxess nach Köln abwandern werde. "Wir werden hier bleiben.".

(mkl)
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