Leverkusen Den Ball kicken wie die Profis - auch mit Diabetes ist das kein Problem

Leverkusen · Diabetes ist längst nicht nur eine Alterserscheinung. Immer öfter erkranken Kinder an der Zuckerkrankheit. Die Gründe sind vielfältig, eine Heilung bislang noch nicht in Sicht. Doch man kann der Erkrankung trotzen. Dies beweist unter anderem das Diabetes-Camp der Bayer-04-Fußballschule. "Mittlerweile erkrankt rund jedes 700. Kind an Diabetes", sagt Professor Henning Adamek vom Klinikum Leverkusen. Für Kinder aber auch Eltern bedeute das oft eine radikale Umstellung im Alltag. Nach der Diagnose würden die Kinder dann leider "in Watte gepackt". In der heutigen Zeit mit moderner Technik sei dies der falsche Ansatz.

 Vor dem Training haben die Teilnehmer erst den eigenen Blutzuckerspiegel gemessen - dann ging's ab auf den Platz. Prof. Henning Adamek feuerte an.

Vor dem Training haben die Teilnehmer erst den eigenen Blutzuckerspiegel gemessen - dann ging's ab auf den Platz. Prof. Henning Adamek feuerte an.

Foto: UM

Mit dem Trainingscamp, das in der Bundesliga laut Christoph Binot von der Fußballschule einmalig ist, wollen die Beteiligten beweisen, dass jedes an Diabetes erkrankte Kind genauso Leistungssport ausüben kann wie gesunde Kinder. Natürlich müsse dabei immer der Blutzucker im Fokus bleiben. Dazu kommen schlauchlose Insulin-Patch-Pumpen, wie sie Jürgen Eichenlaub von der Firma Ypsomed, die Injektionssysteme entwickelt, trägt. Er selbst trägt die Pumpe am Arm. Mit einer Fernbedienung, die gleichzeitig als Blutzuckermessgerät und Bolusrechner dient, kann er die Insulinzufuhr steuern. In der Bundesliga seien diese Geräte erlaubt, sodass erkrankte Profis am Spielbetrieb teilnehmen können.

Damit Familien sich davon überzeugen können, hatte Adamek vor drei Jahren die Idee zu einem Diabetes-Camp in Leverkusen. Gesehen hatte er dies bereits in Karlsruhe. Mit der Bayer-04-Fußballschule musste man im ersten Jahr die Teilnehmerzahl von 30 auf 40 Plätze erhöhen, da die Nachfrage sehr groß war. "Wir mussten Hunderte auf die Warteliste setzen", berichtete Binot. Auch in diesem Jahr waren die 40 Plätze sofort voll. Aus ganz Deutschland kamen Kinder. Für Adamek ein Zeichen dafür, dass man auf dem richtigen Weg sei. "Für die Eltern ist das eine Wohlfühloase. Manche gehen sogar guten Gewissens in der Zwischenzeit shoppen." Und die Pänz werden den Tag auch nie vergessen. Für eine Schutzgebühr erhielten sie neben dem professionellen Fußballtraining einen Satz Bayer-04-Trikots und zwei Eintrittskarten zu einem Bundesliga-Spiel. "Nach diesem Tag werden viele Teilnehmer die Heimreise als Bayer-Fans antreten, aber auch eine Menge Selbstvertrauen und Zuversicht getankt haben", prognostizierte der Mediziner.

(hawk)
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