Analyse Den Rhythmus immer im Ohr - und in den Beinen

Leverkusen · Der Morsbroicher Sommer - das städtische Sommerkulturprogramm unter freiem Himmel - endete am Wochenende mit gekonnt inszeniertem gehobenen Blödsinn, Musik-Feuerwerk und kubanischen Klängen.

 Von den Ohren ging die kubanische Musik vielen Besuchern am Sonntag direkt in die Beine - sozusagen ein sehr aktives Zuhören.

Von den Ohren ging die kubanische Musik vielen Besuchern am Sonntag direkt in die Beine - sozusagen ein sehr aktives Zuhören.

Foto: RM

In ihrer Heimat füllt die Gruppe Stadien. In Leverkusen zog sie gerade mal einige hundert Menschen in ihren Bann. So richtig war aber wohl vielen gar nicht klar, welches musikalische Schwergewicht mit "Son del Nene" da am Sonntag bei der Cuba-Party eigentlich auf der Bühne von Schloss Morsbroich stand. Zumindest nicht denen, die nach dem offiziellen Beginn noch in den Park strömten. Und das waren viele. Sänger El Nene - eigentlich heißt er Pedro Lugo Martinez - hatte mit seiner Band "Los Jovenes del Son" sogar einen Latin Grammy bekommen. "Einen Grammy-Gewinner hatten wir noch nie hier", verkündete KulturStadt Lev-Mitarbeiter Udo Gerling zur Begrüßung.

Man könne sich glücklich schätzen, die Gruppe, die aktuell zum ersten Mal auf Europa-Tournee ist, überhaupt bekommen zu haben. "Wenn ich ihn höre, läuft es mir kalt den Rücken runter", schwärmte Gerling über den Kubaner, der mit kraftvollem und melancholischem Gesang glänzte, während seine siebenköpfige Band mit traditionellem Son Cubano und karibischen Rhythmen begeisterte.

Bandleader El Nene gehört nicht nur im übertragenden Sinne zu den vielzitierten Söhnen des Buena Vista Social Club, sondern trat auch im Film "Music Cubana - Sons of Buena Vista Social Club" (Wim Wenders) auf. Von keinem Geringeren als Ibrahim Ferrer lernte er die Kunst, den Son Cubano glanzvoll zu präsentieren.

Sein Liveprogramm in Morsbroich war bunt -mal melancholisch und leise, mal überschäumend vor Lebensfreude - und stimmgewaltig. Speziell zum Hören waren Anja und Birger aus Köln-Höhenhaus in den Schlosspark gekommen. Andere, wie Siggi und Martina aus Leverkusen, wollten an diesem Nachmittag vor allem eines: Tanzen. "Ich muss immer tanzen, damit es mir gut geht", sagte Martina ganz schlicht zur Begründung ihrer Leidenschaft. Keine zwei Minuten waren vergangen, als das erste Paar auf die Tanzfläche ging und weitere folgten.

Nach einer kurzen Umbaupause traten "Tomi & su Timba Light" ins Rampenlicht. Die elfköpfige Band um den kubanischen Sänger Tomàs Sotolongo Fuentes - die Musiker stammen überwiegend aus Kuba, aber auch aus Uruguay, Kolumbien, Frankreich und Deutschland, wie Pianist und Bandleader Norman Peplow - zählt zu den besten Timba-Bands Europas.

Anfangs lag der musikalische Schwerpunkt auf kubanischem Son, dem Rückgrat von Salsa und Ausgangspunkt für den traditionellen Klang der kubanischen Musik. Dann zogen die Musiker der Band ihre Gäste im Schlosspark mit kubanischem Swing und Musikstilen wie Son Montuno und Cha Cha Cha, vermischt mit zeitgenössischen Elementen und Rhythmen, in ihren Bann.

(gkf)
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