Leverkusen Der DDR entflohen, dann enthauptet: der Fall Smolka

Leverkusen · Ein Themenabend in Haus Upladin rollt die Geschichte eines DDR-Bürgers auf, dem die Flucht gelang und der dann doch vom Regime hingerichtet wurde.

Manfred Smolka war Offizier der Grenztruppen der DDR. Doch irgendwann weigerte er sich, Anordnungen Folge zu leisten. Im November 1958 floh er in die Bundesrepublik Deutschland. Als er knapp ein Jahr später versuchte, seine Frau und seine Tochter nachzuholen, geriet der 28-Jährige in einen von der Stasi initiierten Hinterhalt. Ein Freund, der die Flucht der Familie organisieren sollte, hatte ihn verraten. Smolka wurde gefasst und inhaftiert. Was folgte, ist eines der dunkelesten Kapitel der DDR-Geschichte: ein nichtöffentlicher Prozess im Frühjahr 1960 mit dem Urteil: Todesstrafe aus erzieherischen Gründen. Das Gnadenersuch der Mutter wird abgelehnt. Am 12. Juli wird Smolka in der Strafvollzugsanstalt in Leipzig enthauptet.

Die Geschichte des Mannes, der nach gelungener Flucht aus der DDR doch noch durch die DDR-Justiz ums Leben kommt, bewegt.

Der frühere Braunschweiger Oberstaatsanwalt Dr. Hans-Jürgen Grasemann hat sich mit den Akten und der Prozessführung auseinandergesetzt und Kontakt mit der Familie Manfred Smolkas aufgenommen.

Er und auch Smolkas jüngerer Bruder Roland werden am Dienstag, 8. März, im Haus Upladin an die Geschehnisse um das Leben und Sterben des ehemaligen DDR-Offiziers erinnern. Roland Smolka lebt mit seiner Frau seit zwei Jahren in Leverkusen. Bis 1989, als die DDR zerfiel, durfte er 29 Jahre lang nicht über das Schicksal seines Bruders sprechen. Er besitzt einen Tonbandmitschnitt aus dem Prozess gegen Manfred Smolka. Darauf ist zu hören, dass sich dieser verteidigt - unwissend, dass das Todesurteil schon vor Prozessende feststand. "Der Tonbandmitschnitt wurde von der DDR-Staatssicherheit angefertigt und dann nach 1989 in den Archiven der Stasi gefunden", berichtet Rüdiger Scholz, der Vorsitzende des Arbeitskreises Literatur, der die Veranstaltung in Kooperation mit der Konrad-Adenauer-Stiftung organisiert.

Eingeleitet wird der Abend "Todesurteil aus erzieherischen Gründen - Der Fall Manfred Smolka" mit zwei achtminütige Filmsequenzen aus entsprechenden Dokumentationen.

Dienstag 8. März, 19 Uhr, Haus Upladin, Opladener Platz 8.

(RP)
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