Leverkusen Der Gang durch den Schlund unterm Rhein

Leverkusen · Der neue Tunnel, der die Chemiestandorte in Leverkusen und Dormagen verbindet, heißt "Martina". Er liegt bis zu zwölf Meter unter dem Rhein. Wir sind zu Fuß hindurchgegangen und haben den Weg im Video festgehalten.

Wer im oder am neuen Rohrleitungstunnel zwischen Wiesdorf (Leverkusen) und Köln-Merkenich arbeitet, muss starke Nerven haben. Denn Düker "Martina" führt bis zu zwölf Meter unter dem Rhein entlang. Das heißt: Um überhaupt zum Eingang zu gelangen, ist der Weg über eine Baustellentreppe nötig, der 16 Meter in die Tiefe führt. "Man darf keine Höhenangst haben - und auch keine Platzangst", warnt Uwe Wittka. Er überwacht als Projektleiter den Bau des Ersatzdükers von Chempark-Betreiber Currenta. Am Eingang des Schachtes wiederum wacht die heilige Barbara, Schutzpatronin der Bergleute, über alle, die hinabsteigen.

Wie der Schlund einer Urzeitechse

Von oben sieht die Tunnelöffnung aus wie ein normales Abwasserrohr, das aus einer Wand kommt. Unten hingegen ist das Aha-Erlebnis groß. Das Rohr ist nicht nur hoch genug, um ein bequemes Durchgehen zu ermöglichen, es wirkt durch die Beleuchtung auch wie der Schlund einer Urzeitechse. "Über 120 Rohre mit je vier Meter Länge wurden durch das Erdreich vorgepresst", berichtet Wittka. "Der Innendurchmesser beträgt 2,40 Meter."

 Ein "Spaziergang" durch den neuen Rheintunnel ist nichts für Menschen mit Platzangst.

Ein "Spaziergang" durch den neuen Rheintunnel ist nichts für Menschen mit Platzangst.

Foto: Uwe Miserius

Der Boden aus Sand und Kies habe den Vortrieb leicht gemacht. Ein Arbeiter schiebt einen Bauwagen zum Tunneleingang und entleert einen Bottich mit Wasser. Starke Regenfälle haben Wasser in den Düker-Rohbau laufen lassen. Ein- und Ausgang sind noch nicht verschließbar. Außerdem ist der Boden von Düker "Martina" nicht begradigt. Für den Namen stand übrigens Martina Jacobs-Wellenberg Patin. Die Currenta-Mitarbeiterin hat das Zwölf-Millionen-Euro-Projekt seit Beginn begleitet.

Im Düker ist das Brummen der Schiffe im Rhein hörbar

Die Luft im Tunnel ist angenehm frisch, es ist nur minimal kühler als draußen. Leuchtleisten erhellen das Bauwerk. Und vermitteln jetzt definitiv den Eindruck, man stehe in der Speiseröhre einer Riesenechse. "Hören Sie das Brummen?", fragt Currenta-Sprecher Jörg Brückner, der sich mit auf den Weg gemacht hat. "Das sind die Schiffschrauben der Schiffe über uns."

Erst geht es leicht hinab, dann wieder leicht bergauf. Rechts und links hängen Stahlgestelle an den ansonsten schlichten Wänden. "Das sind die Regale, über die später die neun Gasleitungen geführt werden", erklärt Wittka. Sie versorgen zurzeit noch über den alten, maroden Düker - der sich nicht weit vom neuen entfernt befindet - von Dormagen aus die Betriebe im Chempark Leverkusen mit Erdgas, Stickstoff, Kohlenmonoxid, Ethylen und Wasserstoff. Außerdem wird eine Sauerstoffleitung in den Düker gelegt. "Das Schöne am neuen Düker ist, dass er für Inspektionen und Reparaturen begehbar ist." Der alte Rohrleitungstunnel könne nur anhand von Ultraschall und Röntgen untersucht werden.

(sug)
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