Serie Türöffner Der Helfer für Ausgesperrte

Leverkusen · Zum Advent gehört das Öffnen von Türen dazu. In einer Serie stellen wir Menschen vor, die für andere Türen öffnen.

 Gert Schrader ist der Mann für alle Fälle, wenn zum Beispiel die Haustür zugeschlagen ist.

Gert Schrader ist der Mann für alle Fälle, wenn zum Beispiel die Haustür zugeschlagen ist.

Foto: Miserius

Leverkusen Während sich die meisten im Advent mit einem Türchen pro Tag zufrieden geben, öffnet Gert Schrader (67) beruflich gleich mehrere und zwar das ganze Jahr. Der Meister für Sicherheitstechnik hilft regelmäßig ausgesperrten Bürgern, manchmal sogar Prominenten, wie dem Ex-Leverkusener René Adler.

Als Schrader eines Abends, wie so oft in seinen 44 Berufsjahren, ausrückte, um einem Anrufer zur Hilfe zu eilen, der vor seiner verschlossenen Haustür stand, war die Überraschung groß: "Angerufen hatte damals ein Freund von René Adler", erinnert sich Erika Wolfschläger, Schwägerin des Geschäftsinhabers, die im Meisterbetrieb an der Kölner Straße aushilft. "Er hatte wohl Angst, dass wir ihn über den Tisch ziehen würden, wenn er sich zu erkennen gäbe." Doch Schrader reagierte vor Ort ganz professionell, erkannte zwar den ehemaligen Torwart von Bayer 04, öffnete seinem prominenten Kunden jedoch ohne Umschweife die Tür und verschwand, nach Bezahlung, ebenso schnell, wie er erschienen war: "Wäre mein Sohn an diesem Abend mitgewesen, er hätte ihm bestimmt Löcher in den Bauch gefragt", sagt Schrader und schmunzelt. "Er ist großer Leverkusen-Fan."

Skurriles sei dem Sicherheitstechniker schon vieles widerfahren, zumal er häufig bei Zwangsvollstreckungen von Gerichtsvollziehern angerufen wird, um Hautüren zu öffnen. "Hier erlebt man schon allerhand, manchmal auch weniger Schönes. Doch bislang ist bei mir noch immer alles gut gegangen."

Häufig seien es Mütter, die sich aussperren, weil sie den Kindern hinterherlaufen. Heikel würde es, wenn dabei der Kochtopf auf dem Herd stehe oder wenn sich noch ein Kleinkind in der Wohnung befinde. Da gilt für den Fachmann vor allem eins: Ruhe bewahren. Und das, so erzählt er, gelinge ihm ganz gut: "Ich habe selbst drei Kinder und jede Menge Enkelkinder, da bin ich von Natur aus ruhig." Es seien eher die Mütter, die hektisch reagieren. "Kinder bleiben meist sehr gelassen, wenn nicht gerade die Mutter in Panik ausbricht."

Besonders in Erinnerung geblieben ist dem 67-Jährigen aber ein Fall, der sich vor einigen Jahren ereignete, ausgerechnet an Heiligabend. Am späten Abend saß er gemütlich mit seiner Familie um den Weihnachtsbaum, als das Telefon klingelte. Ein Notfall. Eine Familie hatte sich ausgesperrt.

Zuerst lehnte Schrader ab. "Ich hatte schon einige Gläschen Wein getrunken und wollte erst gar nicht fahren." Doch der Kunde ließ nicht locker, schlug sogar vor, ihm ein Taxi zu zahlen. "Am Ende fuhr mich meine Frau hin, damit ich der Familie doch noch die Haustür öffnen konnte."

(RP)
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