Leverkusen Der "Kümmerer" geht in den Ruhestand

Leverkusen · Prof. Norbert Niederle beendet am 31, Januar seine medizinische Karriere. 24 Jahre war am Klinikum Leverkusen tätig.

 Wird im April 70 Jahre alt: Prof. Norbert Niederle. Am 31. Januar endet sein Vertrag mit dem Klinikum.

Wird im April 70 Jahre alt: Prof. Norbert Niederle. Am 31. Januar endet sein Vertrag mit dem Klinikum.

Foto: Miserius, Uwe

Er will seiner Frau zur Hand gehen — also, bei allem, was sie ihm zutraut, sagt er und lacht. Denn die Antwort auf die Frage, ob das sehr viel sein oder seine Frau ihn doch mit den Worten "Such' Dir mal ein schönes Hobby" aus dem Haus schieben wird, kennt Professor. Norbert Niederle schon. "Sie hat da so etwas angedeutet", sagt er mit spitzbübischem Ton in der Stimme. Wirklich spitzbübisch fröhlich ist dem Direktor der Klinik 3 (Onkologie, Hämatologie, Palliativmedizin und Spezielle Schmerztherapie) am Klinikum Leverkusen dieser Tage aber nicht zumute. Der Mann ist im Vollstress.

"Kurz bevor man in Urlaub geht oder eben in den Ruhestand, da schlagen die Wellen ja besonders hoch, da hat man viel zu tun", sagt der Mediziner. Dann und wann aber bleibt dem Chefarzt doch Zeit für Wehmut: "Natürlich freue ich mich auf den Ruhestand, aber das ist auch wieder nicht so einfach. Man ist unsicher, was man dann mit sich machen wird", gesteht er zehn Tage vor dem Start ins berufstätigkeitsfreie Leben.

40 Jahre lang ist Norbert Niederle jeden Tag in ein Krankenhaus zur Arbeit gefahren, seit 24 Jahren ins Klinikum Leverkusen. Zwölf, vierzehn Stunden hat er in der Klinik verbracht, um anderen zu helfen. "Kümmerer" nennt ihn Klinikum-Geschäftsführer Hans-Peter Zimmermann. Niederle kümmere sich um Patienten und um seine Mitarbeiter, überließe nichts dem Zufall. "Ruhe, Bedachtheit und ungeheure Detailverliebtheit zeichnen ihn aus. Seine Verweilzeit am Klinikum, die kann man gar nicht in Stunden ausdrücken", lobt Zimmermann. "Als ich 2006 als Geschäftsführer hier anfing, da sind wir gemeinsam das lange überfällige Thema Palliativstation angegangen. Es gab viel Bürokratiekram zu erledigen. Davor hat sich Niederle nicht gedrückt. Das hätte kein Geschäftsführer oder Mediziner allein auf die Reihe gekriegt, da zählte wirklich Zusammenarbeit, und die hat es gegeben." Er sei froh, sagt Zimmermann, dass das "Lebenswerk Niederles" rechtzeitig vor dessen Ruhestand fertig geworden sei.

Und der Beginn des süßen Nichtstuns hat sich hingezogen: Vor vier Jahren, als Niederle 65 wurde, da hat Zimmermann gedacht: So einen fähigen Mann könne man nicht schon mit 65 nach Hause schicken. Niederle sah's ebenso, der Vertrag wurde um zwei Jahre verlängert. Danach fehlte es am Nachfolger, also wieder zwei Jahre Verlängerung. "Ich konnte mir den Professor lange gar nicht mit Gartenschere, Strohhut und grüner Schürze vorstellen", gesteht Zimmermann. "Vielleicht weil er so ein Glücksfall für einen Geschäftsführer ist, ein guter Ratgeber und Vertrauter auch in allgemeinen Fragestellungen für mich", sagt Zimmermann offen.

Rat gegeben und Beistand geleistet, das hat Norbert Niederle gerne getan, tut's bis zum 31. Januar auch weiter. "Am meisten werde ich die menschlichen Kontakte vermissen mit den Mitarbeitern, ich hatte ein sehr konstantes Team. Und mit den Patienten. Viele hängen sehr an einem, weil man Teil ihres Schicksals ist", betont Norbert Niederle in ernstem Tonfall. Deshalb geht er doch noch nicht so ganz, wenn er geht: "Im Förderverein Palliativmedizin will ich weiter die Zügel mit in der Hand halten", bekennt der Professor.

(RP)
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