Serie Mein Arbeitsplatz Der Mann, der auf den Schlauch steht

Leverkusen · Oberbrandmeister Michael Süß hat auch nach einem Brand eine Menge Arbeit. Ein Einsatzgebiet ist dabei die Wartung und Wäsche der Schläuche. Auch wenn die Technik dabei hilft, ist es teils eine kraftraubende Tätigkeit.

 Feuerwehrmann Michael Süß ist für die komplizierte Technik bei der Wartung der Schläuche der Fachmann. Denn mit defekten Schläuchen lassen sich keine Brände löschen.

Feuerwehrmann Michael Süß ist für die komplizierte Technik bei der Wartung der Schläuche der Fachmann. Denn mit defekten Schläuchen lassen sich keine Brände löschen.

Foto: uwe Miserius

Die Druckpumpe röhrt. 2,0 bar Luft schießen in den Feuerwehrschlauch, der in einem Wasserbad liegt. Michael Süß bückt sich und schaut genau hin. Der Oberbrandmeister versucht, Blasenbildung im Wasser zu erkennen, die auf ein Loch im Schlauch schließen lässt. Das Warten der Schläuche ist eine der zahlreichen Aufgaben, die nach den Einsätzen in den Räumen der Feuerwache an der Stixchesstraße erledigt werden müssen. In diesem Fall besteht der Schlauch den Test. "Aber es kommt schon häufiger vor, dass ein Schlauch beim Einsatz durch zerborstene Glasscheiben oder spitze Gegenstände aufgeschlitzt wird", erklärt Süß. Früher wurden diese Löcher noch geflickt. Heute gibt es das nicht mehr. Einzig, wenn die kaputte Stelle in der Nähe des Stutzens ist, wird ein Stück abgeschnitten und neu eingebunden.

Etwa acht Kilometer Schlauch lagern an der Stixchesstraße. Die meisten Schläuche sind entweder 20 oder 15 Meter lang. Für die Drehleiter gibt es 30 oder 35 Meter lange Versionen. Mindestens alle 180 Meter außerorts und 100 Meter in der Stadt ist ein Hydrant gesetzlich vorgeschrieben. Auf jedem Feuerwehrfahrzeug sind 100 Meter Schlauch schon vorab zusammengesteckt, um den Anschluss an eine Wasserentnahmestelle so schnell wie möglich zu garantieren. Zudem sind 2000 Liter Wasser im Wagen vorrätig, damit die Löscharbeiten sofort beginnen können. Ist der Schlauch nach dem Einsatz auf seine Dichtigkeit überprüft worden, kommen die nächsten Arbeitsschritte auf Süß zu.

Der gebürtige Leverkusener, der jetzt in Lohmar wohnt, ist auch für die Schlauchwäsche zuständig. "Es sind immer Verbrennungsrückstände wie Asche und Ruß auf dem Schlauch zu finden, die müssen runter", sagt der 45-Jährige. Dafür wird der Schlauch in einer mobile Waschmaschine gesäubert. Der Vorgang dauert nicht lange, ist aber durchaus kraftaufwendig.

Ein 20-Meter-Schlauch wiegt fünf bis sechs Kilo und muss per Hand durch die Waschmaschine gezogen werden. Nach der Wäsche kommt es zum kompliziertesten Teil der Wartung: die Trocknung. "Manche Feuerwachen haben Wärmeschränke, aber das ist eine wirtschaftliche Frage", sagt Süß. An der Stixchesstraße wird nach alter Methode getrocknet. Im Schlauchturm hängt der Schlauch für drei bis vier Tage von der Decke.

Früher mussten die Schläuche manuell aufgehängt werden. Mittlerweile hat der technische Fortschritt dieses Prozedere vereinfacht: Ein Roboter-Haken nimmt den Schlauch am Boden entgegen und mit wenigen Knopfdrücken an einem Bedienelement fährt der Schlauch automatisch an seine zugewiesene Position in einer Schiene am Dach.

Nach der Trocknung werden die Schläuche entweder auf Trommeln aufgerollt, oder in Buchten gestapelt. Die Schläuche, die derzeit von der Decke im Turm baumeln sind noch klassisch in Weiß gehalten - eine aussterbende Spezies. Die neuen Versionen sind neongelb und werden die weißen Schläuche nach und nach ersetzen. "Das hat vor allem den Vorteil, dass man sie im Dunkeln besser sieht und so Unfälle vermeiden kann", erklärt Süß, denn: "Wenn im Einsatz in dem Schlauch noch 88 Liter Wasser sind, entwickelt er ein gewisses Eigenleben. Dann muss man auf seine Füße aufpassen, sonst haut es einen schnell mal um."

(RP)
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