Leverkusen Der Politik stinkt die Witzheldener Gülle

Leverkusen · Die Linke kritisiert "ständiges Einbringen von Gülle auf Feldern im Höhendorf" und wittert einen Skandal.

Für "Die Linke" im Rat der Stadt stinkt das Thema zum Himmel: "Seit Monaten häufen sich die Beschwerden von Witzheldener Bürgern über eine unerträgliche Geruchsbelastung durch das ständige Einbringen von Gülle auf Feldern im Höhendorf", hat Linke-Ratsherr Klaus Reuschel-Schwitalla jetzt in einem Schreiben an Bürgermeister Frank Steffes kritisiert.

Anwohner rund um den Sportplatz hätten von riesigen Tankwagen berichtet, die Gülle auf den dortigen Feldern verklappten. "Bis zu zehn Mal in den letzten Monaten wurde auf den gleichen Feldern Gülle in riesigen Mengen aufgebracht", behauptet Reuschel-Schwitalla. Durch Tankfahrzeuge mit auswärtigen Kennzeichen (auch aus Holland) werde Gülle nach Witzhelden importiert. "Hier wird offensichtlich das profitable Geschäftsmodell Gülle-Import im großen Maßstab betrieben", argwöhnt die Linke und fordert die Stadt zum Handeln auf.

Ein Gülle-Skandal im Höhendorf? Das beurteilt die zuständige Landwirtschaftskammer für die Kreise Oberberg, Rhein-Berg und Mettmann komplett anders: "Wie oft die Traktoren Gülle auf die Felder ausbringen, ist nicht entscheidend", berichtet Geschäftsführerin Ursula Jandel. Wichtig sei die Menge an Gülle, die in die Erde gelange. Und da gebe es klare Anweisungen: 170 Kilo Stickstoff pro Hektar dürfen im Schnitt ausgebracht werden, egal, ob Bio-Hof oder konventionelle Landwirtschaft. "Wir rechnen in Nährstoffmengen, die nicht überschritten werden dürfen, damit sie das Grundwasser nicht belasten, aber trotzdem den Pflanzenwuchs fördern", sagt die Expertin.

Der Unterschied zu früher: Während in den siebziger oder achtziger Jahren in der Regel zweimal pro Jahr Gülle ausgebracht wurde, geschieht das mittlerweile etwa fünfmal. "Einfach, weil die Felder öfter geerntet werden", betont Ursula Jandel - dafür fielen die Mengen aber deutlich geringer aus. Da Gülle aber immer stinkt, egal wie viel verwendet wird, setze sich bei den Bewohnern oft der Eindruck fest, das Düngen habe exzessiv zugenommen.

Auch für die auswärtigen Kennzeichen gibt es nach Auskunft von Ursula Jandel eine harmlose Erklärung: "Unsere Bauern hier haben nicht genug Transporter, daher werden oft aus dem Münsterland und Holland Fahrzeuge angemietet - in den Tanks wird aber meist einheimische Gülle ausgebracht."

Im Übrigen, so fügt die Landwirtschaftskammer hinzu, werden alle Betriebe hinsichtlich ihrer Nährstoffmengen immer wieder kontrolliert, auch rückwirkend: "Die Strafen", sagt Jandel, "reichen von empfindlichen Bußgeldern bis hin zum Verlust von EU-Fördermitteln."

Die Linke will Gewissheit: Und so hat Reuschel-Schwitalla angekündigt, eigenständig Bodenproben auf den Feldern zu nehmen und sie einem unabhängigen Institut zur Prüfung der Belastung mit toxischen und krebserregenden Stoffen übergeben zu wollen.

(RP)
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