Leverkusen Der Wolf im eleganten Schafspelz fasziniert Grundschüler im Forum

Leverkusen · Einige Grundschulkinder verließen jetzt das Forum Studio mit dem Plan, den Wolf aus der Aufführung nachzubauen. Etwas von einem wilden Tier steckt offenbar in jedem von uns, andererseits auch aufrichtiges Mitgefühl und Sorge um die Opfer.

 Michele Puleio als Butler und Alessandro Nositti als Prinz mit kuriosen Angewohnheiten glänzten im "Wolfsspiel" vor glänzenden Kinderaugen.

Michele Puleio als Butler und Alessandro Nositti als Prinz mit kuriosen Angewohnheiten glänzten im "Wolfsspiel" vor glänzenden Kinderaugen.

Foto: KulturStadtLev

Angst und Aggression, eine gewisse sadistische Veranlagung sind urmenschliche Eigenschaften, die gezügelt und im Zaum gehalten werden wollen. Das zu lernen, ist ein lebenslanger Prozess. Was Erwachsene mit dem Verstand erfassen, was in einer Gesetzgebung klar formuliert ist, üben Kinder eher spielend und emotional.

Da setzt die vom "Theatro Distinto" entwickelte Produktion "Das Wolfsspiel" an, die beim Festival 2013 in Turin als beste Inszenierung ausgezeichnet wurde. Bei der ersten Deutschland-Tournee machte das Ensemble für zwei Aufführungen Halt bei KulturStadtLev. Sprachprobleme gab nicht, denn "Das Wolfsspiel" kommt ganz ohne Worte aus. Das setzt ganz auf alte Theatertechniken wie Pantomime, Clownerie, Puppenspiel und vor allem auf die Möglichkeiten der Musik, die mehr Emotionen zu wecken vermag, als der Sprache möglich ist. Nicht zuletzt ist Imagination auf der Bühne immer eine Frage der Beleuchtung. Sie lässt den Raum erstrahlen wie von wärmender Sonne erhellt, sie kann Angst vermitteln oder verzaubern, so dass es still wird im Saal.

Mit diesem Effekt begann "Das Wolfsspiel": Ein Butler entzündet mit einer Kerze scheinbar den Kronleuchter, der allmählich immer heller strahlt. Da waren die Zuschauer-Gespräche schlagartig beendet, alle warteten auf das, was kommt. Die Begegnung mit einem Butler, den Michele Puleio mit beherrschter Mine und korrekter Haltung spielte. Doch zunehmend fällt es ihm schwerer, die Contenance zu wahren. Seine Herrschaft, Alessandro Nositti gab den Prinzen mit seltsamen Angewohnheiten, strapaziert des Butlers Nerven sehr. Die Kinder im Saal amüsierten sich prächtig, wie es beabsichtigt war.

Doch dann wurde aus der Fest-Tafel eine Puppenbühne, auf der der Prinz mit einer Wolfs-Figur sein Unwesen in einem Wald (aus Vasen und Zweigen) treibt und manches Spieltier zu Tode erschreckt. Der Butler verarztet alle. Aber es bleibt nicht bei der klaren Zuweisung von gut und böse. Sie tauschen die Rollen. Wie im echten Leben lässt jeder mal den Wolf raus, der in ihm steckt.

(mkl)
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