Leverkusen Blutkonserven-Mangel: Panikmache mit Logik

Leverkusen · Das Deutsche Rote Kreuz spricht von Engpässen bei Blutkonserven. Klinikum und Krankenhäuser können das nicht bestätigen. Zwischen den Zeilen erkennt man, warum das DRK dennoch warnt.

 Besonders gefragt: eine Konserve der Blutgruppe Null Rhesus negativ. Sie kann fast allen Menschen zugeführt werden.

Besonders gefragt: eine Konserve der Blutgruppe Null Rhesus negativ. Sie kann fast allen Menschen zugeführt werden.

Foto: DRK Blutspendedienst West

Die Mitteilung des Deutschen Roten Kreuz (DRK) klingt erschreckend: ",Blutstrom' abgerissen" steht da und "die Vorräte an Blut und Blutpräparaten schmelzen". Eine Nachfrage nach dem Bestand von Blutkonserven im Leverkusener Klinikum ergibt ein anderes Bild: "Es gibt keinerlei Engpässe, davon sind wir weit entfernt", sagt Pressesprecher Bernd Burbach. Und auch die Kommunikationsbeauftragte für die Krankenhäuser St. Remigius und St. Josef, Cerstin Tschirner, sagt: "Wir sind noch entspannt. Alles, was wir bestellen, bekommen wir auch." Ist die Mitteilung also Panikmache des DRK?

In der Sommerzeit ruft das DRK immer wieder zu Blutspenden auf. Der Grund ist simpel und lässt sich auch der Mitteilung entnehmen: Spender ziehen den Biergarten oder das Freibad vor - und Stammspender verpassen die Termine, weil sie ihren "wohlverdienten Urlaub" genießen. "Als ich am Montag unsere Reserven angeschaut habe, habe ich ein Loch gesehen, was ich so nicht kannte", betont Heinz Kapschak vom DRK-Blutspendedienst West im Gespräch mit unserer Zeitung. Das vorrätige Blut hätte nur noch für anderthalb Tage ausgereicht, normal sind es drei bis vier Tage. 5000 Konserven à 0,5 Liter waren auf Lager. Der Tagesbedarf der belieferten 800 Krankenhäuser in drei Bundesländern liegt bei 3000 bis 3500 Konserven. "Wir müssen den Blutmangel beenden. Sollte es zu einer Katastrophe kommen, ist es zu spät, um zu handeln", sagt Kapschak. Dieser Satz macht deutlich: Das DRK will mit seiner Mitteilung bedrohlichen Engpässen vorbeugen, bevor sie entstehen - und auf den ungünstigsten Fall der Fälle vorbereitet sein.

Auf dem Klinikumgelände in Leverkusen ist auch der Labordienstleister Synlab beheimatet. Synlab verwaltet die Blutkonserven der Kliniken in Leverkusen und Solingen. Das Blut bezieht Synlab vom DRK. "Wir bekommen durchaus mal nicht die gewünschten Mengen, die wir brauchen. Aber wir mussten deshalb noch keine Operationen absagen, wie es andernorts schon vorgekommen ist", sagt Transfusionsärztin Gisela Brand. Sie gibt zu, dass die Lage schon entspannter war.

Die Unfallchirurgie am Klinikum Leverkusen ist durch die Nähe zu den Autobahnen A 1 und A 3, wo es zu schweren Unfällen kommen kann, als regionales Traumazentrum anerkannt. "Daher haben wir ohnehin höhere Blutreserven als andere Krankenhäuser", erläutert Pressesprecher Burbach.

Das DRK berichtet in seiner Mitteilung, dass auch der Poststreik durch zu spät verschickte Einladungen zu Blutspendeterminen zum Engpass geführt hätte. "Wir brauchen dringend Spender für die Blutgruppe Null Rhesus negativ", sagt Transfusionsärztin Gisela Brand. Nur sechs Prozent der deutschen Bevölkerung haben diese Blutgruppe, die fast allen Menschen übertragen werden kann.

Nächster Blutspendetermin: Heute, 15 bis 19 Uhr, Kath. Pfarrheim St. Maurinus, Von-Knoeringen-Str. 6, Lützenkirchen. Weitere Termine im Internet unter www.drk-blutspende.de

(RP)
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