Leverkusen "Die Kastanienallee Opladen stirbt"

Leverkusen · Weil die meisten Bäume ihr Lebensalter bereits erreicht haben und aufgrund eines krankheitserregenden Bakteriums im Boden nicht nachgepflanzt werden kann, sieht die Zukunft von Opladens Vorzeige-Allee der Stadt zufolge düster aus.

 Die Kastanienallee sieht noch gut aus: Der grüne Schein trügt. Die Bäume haben das Lebensende erreicht, Nachpflanzungen klappen nicht, sagen die Fachleute.

Die Kastanienallee sieht noch gut aus: Der grüne Schein trügt. Die Bäume haben das Lebensende erreicht, Nachpflanzungen klappen nicht, sagen die Fachleute.

Foto: Uwe Miserius

Die Tage der Kastanienallee sind offenbar gezählt: Wie Stadtgrün-Chef Lothar Schmitz auf Anfrage unserer Zeitung bestätigte, müssen immer mehr alte und kranke Bäume aus dem jetzigen Bestand abgesägt werden - allerdings nicht etwa, weil sie von Schädlingen befallen worden sind: Die Bäume hätten schlicht ihr Lebensalter erreicht und müssten daher irgendwann den Weg alles Irdischen gehen, erläutert Schmitz, der bei der Stadt Leverkusen als Fachbereichsleiter unter anderem für die Grünflächen und die Bäume zuständig ist.

Noch säumen mehrere Dutzend Kastanien die Ränder des Fuß- und Radweges zwischen Wupper und Schusterinsel, die das Gelände der Opladener Bierbörse an der einen Seite begrenzt. Doch von den anfangs 113 alten Kastanien leben nur noch knapp die Hälfte - und nachgepflanzt wird auch nicht mehr, wie der Stadtgrün-Chef berichtet: "Die jungen Bäume sind eingegangen, weil sie von einem Bodenbakterium befallen werden." Die älteren Bäume seien widerstandsfähig genug, damit fertig zu werden. Junge Kastanien hätten jedoch keine Chance. Helfen könnte da vermutlich nur ein großflächiger Austausch des Bodens - doch dafür fehlt es der Stadt an Geld.

Es gab auch schon mal Überlegungen, die gesamte Kastanienallee zu roden. Danach sollte eine Allee mit anderer Baumart angelegt werden, um ein einheitliches Bild zu erhalten.

Aber was pflanzt man da? Platanen? "Auch die reagieren auf das Bakterium, wenn auch nicht so extrem", betont der städtischen Grünexperte Schmitz. Soviel steht jedenfalls fest: Gerade weil im Schatten der Bäume Veranstaltungen durchgeführt werden, muss die Stadt ein besonders kritisches Auge auf den Zustand der Bäume haben, die im Schnitt bereits 90 Jahre und mehr auf dem Buckel haben. Die meisten Kastanien werden nicht älter als 100 Jahre.

In diesen Tagen muss sich der Leverkusener Stadtgrün-Bereich allerdings auch noch mit einem anderen Thema auseinandersetzen: Etwa um diese Zeit häufen sich in jedem Jahr die Anrufer aus der Bevölkerung, die kahl gefressene Bäume und Sträucher melden. Diese seien mit einem weißlichen Gespinst überzogen, das ausgesprochen gefährlich aussehe, heißt es immer wieder.

In diesem Fall gibt Lothar Schmitz jedoch Entwarnung: "Es handelt sich um die Raupen der so genannten Gespinstmotte - und die sind völlig harmlos", sagt er. Besonders Weißdorn, Pappeln oder Weiden würden befallen, das schade den Pflanzen aber nicht. Sie trieben mit dem so genannten Johannistrieb wieder aus und sähen schon bald ganz normal aus.

"Von den Raupen geht keine Gefahr für den Menschen aus", sagt Schmitz: Und für Vögel seien befallene Bäume geradezu ein reiches Buffet.

(RP)
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