Analyse Die Stadt, das Ufo-Rathaus und die Aufzüge

Leverkusen · Das Rathaus/Bürgerbüro über dem Einkaufszentrum in Wiesdorf ist, wie Freitag bewiesen, in Notsituationen wie Stromausfall und anderes, für Bürger teils nur schwer erreichbar. Offenbar ein hausgemachtes Problem.

 Mit dem Rollator die Treppe hoch? Etliche Nutzer dieser Gehhilfe mussten am Freitag auf Etage 3 (oberes Parkdeck) auf dem Weg zum Bürgerbüro kapitulieren.

Mit dem Rollator die Treppe hoch? Etliche Nutzer dieser Gehhilfe mussten am Freitag auf Etage 3 (oberes Parkdeck) auf dem Weg zum Bürgerbüro kapitulieren.

Foto: hoffMann

Aufzugausfall vergangenen Freitag im Rathaus. Wer zum Bürgerbüro musste, brauchte gute Nerven, starke Waden, gute Augen, um die treppenlastige Umleitung aufzuspüren und zu nutzen (wir berichteten). Die Bürger - vor allem Eltern mit Kinderwagen, Rollstuhlfahrer, Rollatorennutzer - hat das geärgert: "Was für eine (Fehl-)Planung: Das Bürgerbüro, also die zentrale Anlaufstelle für die meisten Anliegen, die ein Bürger hat, in den vierten Stock zu legen, ist ja schon ein schlechter Scherz", kommentierte ein RP-Leser. "Damit ist jeder Mensch, der nicht in der Lage ist, die Treppe zu benutzen, auf den Aufzug angewiesen. Barrierefrei und leicht zu erreichen sieht anders aus."

Er legte nach: "Wenn dann noch nicht einmal einer von den beiden Aufzügen hochverfügbar ausgelegt ist, also durch Notstromsysteme und Überspannungsschutz gegen Stromausfälle u.ä. geschützt ist, dann Gute Nacht, Marie." Da könne man der Stadtverwaltung schon jetzt viel Glück wünschen, wenn sich in Zukunft die Ausfälle häuften, weil die Versorgungsnetze immer unzuverlässiger würden.

Markus Pott von Opladen plus hatte vor zwei Jahren im Kampf ums Bürgerbüro in Opladen die Aufzugvariante in Frage gestellt: "Das Bürgerbüro in Opladen war ein Musterbeispiel für Bürgernähe." Die Mannschaft des einzigen Bürgerbüros in Wiesdorf sei oft überfordert. Die engen Aufzüge reichten häufig nicht für den Besucherandrang.

2013 hatte der damalige Oberbürgermeister Reinhard Buchhorn sich über die Aufzüge aufgeregt: "Wie kann man für ein Bürgerbüro mit rund 100.000 Besuchern pro Jahr nur zwei kleine Fahrstühle einbauen? Vier dieser Größe hätten es sein müssen oder eben zwei größere", monierte Buchhorn. Zumal: "In die Aufzüge sollen 14 Personen passen. Das ist lächerlich." Die Aufzüge messen im Innenraum 1,10 mal 2,10 Meter. "Dort gehen höchstens acht hinein, sonst bewegt sich der Aufzug erst gar nicht. Die sind einfach falsch etikettiert und zudem sehr oft defekt." Pikant: Das ist der Stadt offenbar selbst zuzuschreiben. Denn ECE-Centermanagerin Sonja Thomä stellt klar: "Freitag gab es einen Netzausfall in einem Umspannwerk, davon waren hier alle betroffen. Selbstverständlich gibt es Notstromaggregate, die in solchen Situationen einspringen. Nur war es am Freitag so: Als die Spannung wieder da war, hat's unser Netzteil zerschossen. Da musste Ersatz besorgt werden, das hat etwas gedauert." Teils seien die Aufzüge im Rathaus vier Stunden außer Betrieb gewesen. Dass die Aufzüge in Anzahl und Größe so sind, wie sie sind, sei 2009/10, als das Center gebaut wurde, von der Stadt so festgelegt und so abgesprochen gewesen. "Wir haben ja im Auftrag der Stadt gebaut."

Die Stadt hat sich zu dem Thema seit der RP-Anfrage am Montag noch nicht geäußert.

Markus Pott hatte damals die Idee, das Opladener Bürgerbüro temporär wiederzubeleben, etwa zu Zeiten von Wahlen. Wäre auch jetzt mal ein Gedankenspiel bei der Stadt wert: ein barrierefreies Bürgerbüro im Erdgeschoss - für jedermann erreichbar. Müssten die Stadtmitarbeiter mit Bürgerkontakt aus dem Wiesdorfer Rathaus-Ufo aus- und wiedereinziehen im Verwaltungsgebäude Goetheplatz. Würde wohl nicht nur Pott freuen, sondern auch Technik-Ärger vermeiden helfen.

(RP)
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