Postskriptum Diese Woche In Unserer Stadt Die Stadt hat die Generalprobe vergeigt

Leverkusen · Gesprächsthema Nummer eins in dieser Woche: die Großbaustelle Busbahnhof Wiesdorf. Die sorgt derzeit für Chaos, Stau und ein schlechtes Image der Stadt.

Als Berufspendlerin, die täglich nach Düsseldorf fährt, bin ich auch vom Umbau am Wiesdorfer Bahnhof betroffen", schreibt mir vorgestern eine Bekannte, von der ich lange nichts gehört hatte. "Ein paar Worte zur Situation heute Morgen: Ich steige an der Haltestelle Rathaus-Galerie aus. Heute Ankunft um 7.30 Uhr. Die provisorische Ampel am Kreisel ging nicht - wie auch gestern Abend um 17.30 Uhr. Leute/Schulkinder laufen über den Überweg, ohne auf den Verkehr zu achten, da sie ihre Anschlüsse bekommen wollen. Gestern bin ich fast von einem SUV erfasst worden - wahrscheinlich hat der Fahrer eine eingebaute Vorfahrt'?" Was wie ein Scherz klingen soll, ist verquickt mit Galgenhumor. Denn die Situation in den ersten Tagen der zentralen Großbaustelle in Wiesdorf ist keineswegs heiter. Eher traurig, weil die Stadt, so macht es jedenfalls immer mehr den Eindruck, im Vorfeld vieles nicht bedacht hat. Zum Beispiel eine ausreichende Beschilderung. Klar, es lässt sich erstmal abwehren mit "Die Bahn hat die Schilder im Bahnhof nicht aufgestellt". Das mag ja sein. Aber erstens ist es mit ein paar Schildern im Bahnhof nicht getan, denn auch Gäste aus der City wollen irgendwann wieder nach Hause und müssten schildertechnisch schon viel früher abgeholt werden als vor Gleis eins. Und zweitens macht es auch keinen guten Eindruck nach außen, wenn die Schuld zwischen den Behörden hin- und hergespielt wird wie ein Pingpongball. Dass die Ampelschaltung am Kinopolis-Kreisel ohnehin schwierig ist, zeigt sich seit Montag-Nachmittag: Stau fast bis zum Kaufhof bzw. die Spirale bis in die Rathaus-Galerie hinauf. Auch das gibt kein gutes Bild nach außen ab. Wer kommt denn noch in die City, wenn er Stau und Chaos fürchten muss? Härter formuliert: Es geht in Richtung Geschäftsschädigung. Meiner Bekannten haben Ladenbesitzer am Rialto-Boulevard geklagt, sie hätten weniger Kundschaft. Und wenn das eineinhalb Jahre so gehen solle...

Hier, an dieser Baustelle hätte die Stadt sich testen können für die großen Autobahnbaustellen, die in den nächsten Jahren und Jahrzehnten vor Leverkusens Haustür organisiert werden müssen. Der Busbahnhof Wiesdorf war die Generalprobe. Da kann man nur hoffen, dass für Leverkusens künftige Autobahnbaustellen gilt, was im Theater gilt: Ist die Generalprobe vergeigt, wird die Premiere umso besser.

(RP)
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