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Leverkusen Die Zukunft des E-Autos ist weit entfernt

Leverkusen · Wie ist Leverkusen bei der Elektromobilität gerüstet? Wir fragten beim hiesigen Stromversorger EVL nach.

 Auftanken mit Strom, der aus "sauberer Energie" wie Solar- oder Windkraft stammt - das ist ein ambitioniertes Zukunftsprojekt. In Leverkusen steckt es noch in den Kinderschuhen, eine schnelle Umsetzung dieser Vision ist nicht in Sicht.

Auftanken mit Strom, der aus "sauberer Energie" wie Solar- oder Windkraft stammt - das ist ein ambitioniertes Zukunftsprojekt. In Leverkusen steckt es noch in den Kinderschuhen, eine schnelle Umsetzung dieser Vision ist nicht in Sicht.

Foto: istockphoto

Wo liegen die Probleme beim Ausbau einer möglichst flächendeckenden Elektromobilität?

 Vier Elektrofahrzeuge betreibt die EVL im Kundendienst. Mitarbeiter Jürgen Kunkel, Arno Dahm und Jens Uwe Kurth halten Stromzähler in den Händen.

Vier Elektrofahrzeuge betreibt die EVL im Kundendienst. Mitarbeiter Jürgen Kunkel, Arno Dahm und Jens Uwe Kurth halten Stromzähler in den Händen.

Foto: UM

In Leverkusen sind 87.155 Autos (2016) gemeldet, davon 21 mit Elektroantrieb sowie 320 mit Hybridantrieb. Es gibt eine öffentliche Ladetankstelle der Energieversorgung Leverkusen (EVL) im City-Parkhaus nahe der Rathausgalerie. 13 Prozent der Leverkusener Haushalte besitzen ein Pedelec-Fahrrad. Es gibt stadtweit vier öffentliche Ladestationen für Pedelecs.

Nach wie vor haben Elektroautos eine Reichweite von rund 150 Kilometern. Die Ladezeit beträgt sechs bis sieben Stunden. EVL-Chef Rolf Menzel sieht Verbesserungsmöglichkeiten vor allem beim Ausbau des Ladesäulennetzes. "Wir müssen bei den Ankerplätzen für Elektroautos ansetzen, und die befinden sich zu Hause und im Job", sagt Menzel.

So führt er Gespräche mit Wohnungsbaugesellschaften mit dem Ziel, bei Neubauten Lademöglichkeiten etwa in Tiefgaragen vorzusehen. Im Ausbau der Elektromobilität sieht der EVL-Manager derzeit noch kein Geschäft - "aber wir nehmen unsere Verantwortung wahr", sagt er. Die EVL betreibt derzeit vier Elektroautos im Kundenservice. Menzel: "Wir sind mit unseren Fahrzeugen sehr zufrieden."

Wie hoch ist der Verbrauch eines E-Autos für einen EVL-Kunden?

Der EVL-Pressesprecher Stefan Kreidewolf hat für uns ausgerechnet: Ein viertüriger Kastenwagen der unteren Mittelklasse verursacht bei einer Jahresfahrleistung von 10.000 Kilometern (bei einem durchschnittlichen Energieverbrauch von 23,5 kWh/100 km) jährlich 674,01 Euro Stromkosten, umgerechnet auf den Tarif "STROM@EVL:regio".

Die Stromkosten für einen fünftürigen Kleinwagen bei gleicher Fahrleistung (und einem durchschnittlichen Energieverbrauch von 16,7 kWh pro 100 km) betragen 509,82 Euro umgerechnet auf den Tarif der Leverkusener Stadtwerke, den STROM@EVL:regio.

Was ist kostengünstiger - Elektroauto oder Benziner/Diesel?

Die Zusammensetzung der Kosten eines E-Autos unterscheidet sich laut EVL-Sprecher Kreidewolf vom klassischen Diesel oder Benziner. Während ein strombetriebener Renault Kangoo ZE rund 24.000 Euro kostet, liegt der spritbetriebene Renault Kangoo Rapid in der einfachsten Version bei rund 17.000 Euro.

Zwar ist das Benzin teurer als der Strom, doch kommt beim Renault Kangoo ZE ein Mietzins von monatlich 86,87 Euro brutto für die Batterie-Bereitstellungskosten hinzu. Dafür sind die Wartungs- und Reparaturkosten bei einem E-Auto geringer. Für E-Autos zahlt der Besitzer zudem keine Steuern. Betrachtet man Anschaffungs- und Unterhaltskosten, so sind die E-Autos laut einer ADAC-Analyse in neun von elf Fällen zwischen vier und zehn Cent pro Kilometer teuer - trotz der Kaufprämie von 4000 Euro.

Verkraftet das Leverkusener Stromnetz mehr Elektromobilität und mehr Schnellladestationen?

"Die heutige, vereinzelte Nutzung von E-Autos ist für das Leverkusener Stromnetz kein Problem", sagt Kreidewolf. Und weiter: Steigt die Nutzung in Zukunft an, muss das Stromnetz sukzessive und stellenweise ausgebaut werden.

Der Ausbaubedarf richtet sich dann zum einen nach der Nutzungsintensität von E-Autos und zum anderen nach dem sublokalen Zustand des Stromnetzes. In Leverkusener Vierteln oder Straßen, in denen mehr E-Mobilität genutzt wird, muss dementsprechend mehr ausgebaut werden.

Das Leverkusener Stromnetz ist nicht in der ganzen Stadt gleich. So ist der Ausbauzustand des Stromnetzes an Stellen mit viel Industrie und Gewerbe besser als in Gegenden mit wenig Bebauung. Schnellladestationen sind technisch ebenfalls umsetzbar, dabei wirkt sich die Nähe zu einer Trafostation auf die Kosten aus.

Gibt es Modelle, bei denen EVL-Kunden nachts ihr E-Auto günstiger Zuhause aufladen können?

Die EVL hat keinen speziellen Tarif für E-Auto-Besitzer im Angebot und bietet für diese Gruppe keinen speziellen Nachtstromtarif an. Angesichts der kaum vorhandenen Nachfrage sei das zurzeit auch nicht geplant, so der EVL-Sprecher. Die technischen Möglichkeiten, über einen intelligenten Stromzähler automatisch günstigen Strom zum Aufladen des E-Autos abnehmen zu können, sind ebenfalls noch nicht vorhanden.

Fazit: Elektroautos sind auch in Leverkusen bis auf Weiteres unrentabel und nur mit Einschränkungen nutzbar. Es mangelt an der Infrastruktur, vor allem an Ladestationen, und besonderen Anreizen für Elektrofahrer. Schnelle Besserung ist nicht in Sicht. Die Zukunft des Elektroautos ist noch weit entfernt.

(bu)
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