Leverkusen DNA-Spuren an Brezel überführen Täter

Leverkusen · Eine ganze Stange von Anklagen brachten gestern einen 22-Jährigen vor das Amtsgericht. Siebenmal musste die Staatsanwaltschaft Beschuldigungen gegen den Leverkusener vortragen. Dennoch wurde er am Ende nur zu einer vergleichsweise milden Jugendstrafe auf Bewährung verurteilt. Grund dafür war sein schon im Alter von knapp über 20 sehr bewegtes Leben.

Die meisten seiner Delikte drehten sich 2014 um Beschaffungskriminalität, um seine Drogensucht zu finanzieren, und dementsprechenden Drogenbesitz. Dafür habe er unter anderem in Super- und Gartenmärkten leicht dilettantisch stehlen wollen - stand dabei zudem häufig unter dem Einfluss von Betäubungsmittel. In einer Gaststube hinterließ der 22-Jährige bei einem weiteren Versuch eine angebissene Brezel, anhand derer seine DNA extrahiert werden konnte.

Über derlei Dinge kann vielleicht noch etwas geschmunzelt werden. Schwer wogen jedoch zwei Vorwürfe, bei denen er gegen das Waffengesetz verstoßen und in einem Fall zeitgleich Freiheitsberaubung begangen haben soll. Laut Staatsanwaltschaft traf er sich zwischen dem 27. und 30. August 2015 mit einem Freund in Wiesdorf, zeigte diesem eine Gaspistole und prahlte mit kriminellen Taten, die er damit begangen habe. Der Freund sei dadurch eingeschüchtert gewesen und habe sich nur schwer dem Angeklagten entziehen können - so der Vorwurf. Das verneinte der Beschuldigte allerdings eindringlich.

Der Angeklagte verstieß später erneut gegen das Waffengesetz - dies musste er vor Gericht kleinlaut zugeben, etwas, das ihm sichtlich schwer fiel. So habe er sich am 1. Januar dieses Jahres mit einer ungeladenen Luftpistole in die Öffentlichkeit begeben, damit herumgewedelt und im Zuge dessen in Suizidabsicht selbst die Polizei alarmiert. Als diese eintraf, erhob er die Waffe, so dass sich die Beamten gezwungen sahen, insgesamt drei Schüsse abzugeben - in Arm und Beine. Ersterer ist laut des 22-Jährigen immer noch taub. Dennoch: Mittlerweile habe er sich gefangen, lebe in einem offenen Vollzug. Seinen Realschulabschluss habe er 2015 nachgemacht. Der Leiter der Klink bescheinigte ihm einen "erstaunlich positiven Weg".

Hintergrund der Eskapaden: Bereits mit zwölf Jahren landete der Angeklagte auf der Straße, sein Vater verstieß ihn, die Mutter starb wenig später. "Ich habe in meinem Leben viel Scheiße gebaut, ich bereue es", sagte der 22-Jährige. Er habe nie familiäre Nähe spüren können, betonte eine Psychologin. Der Richter entsprach mit dem Urteil der Bitte des Angeklagten: "Nehmen Sie mich nicht da raus. Ich will mein Leben ordnen."

(RP)
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