Leverkusen Drei Männer schrubben den Rialto-Boulevard

Leverkusen · Eine Reinigungsfirma arbeitet mit Hubsteiger und extremer Sicherung an der 3400-Quadratmeter-Fassade. Kosten: 32.000 Euro.

 Andreas Burgard vom Gebäudereinigungsunternehmen Ruthemeyer ist einer der drei Männer, die sich den 3400 Quadratmetern Fassade widmen.

Andreas Burgard vom Gebäudereinigungsunternehmen Ruthemeyer ist einer der drei Männer, die sich den 3400 Quadratmetern Fassade widmen.

Foto: Uwe Miserius

Als Christel Lützenkirchen, Leverkusener TV-Putzexpertin, gestern zufällig den Eingang des Rialto-Boulevards passiert, hört sie glücklicherweise diesen Satz nicht: "Das Gebäude ist 2004 eröffnet worden - gereinigt wurde es seitdem noch nie." Höchste Zeit, dies zu ändern, sei es schon im vergangenen Jahr gewesen, fügt Wolfgang Mues, Chef der Wohnungsgesellschaft Leverkusen (WGL) vor Ort an. Der WGL gehört der Brückenbau über der Stadtautobahn B 8.

Das Problem: Auf der geneigten Fassade zu arbeiten, ist schwierig. Auf die erste Ausschreibung, bei der die WGL acht Firmen aufforderte, ein Angebot abzugeben, "gab es null Reaktionen", sagt Mues. Die WGL schrieb das zweite Mal aus. Eine Firma hat reagiert, die Gebäudereinigung Ruthemeyer aus Langenfeld. Seit vergangener Woche wird geputzt. Daniel Ruthemeyer, Chef des Meisterbetriebs, korrigiert: "Wir putzen nicht, wir reinigen." Erfahrungen auch mit schwierigem Terrain hat die Firma. "Wir haben auch mal auf der A 3 nach einem Brand eine Brücke über der Autobahn gereinigt - das Problem: Auf der A 3 gibt es kein Wasser. Da haben wir 8000 Liter mitgebracht."

An der Brücke über dem Europaring gibt es Wasser satt, aber auch Verkehr, laut Mues rund 20.000 Fahrzeuge pro Tag. "In dieser Woche sperren wir immer einen Fahrstreifen für die Arbeiten an der futuristischen Metallfassade", erzählt Mues, den die Gebäudebrücke an die TV-Serie "Time Tunnel" aus den 60er Jahren erinnert.

"Nur bei uns reist man dadurch nicht in der Zeit, sondern betritt über die Brücke als Eingangstor die City." 13 Geschäfte flankieren rechts und links den Übergang. "Vor dem Brand 2014 waren es 22", erzählt Mues. Zwei Wochen musste die Brücke damals gesperrt bleiben. Die WGL verzeichnete einen Versicherungsschaden von 1,3 Millionen Euro allein am Gebäude, das insgesamt 1500 Quadratmeter Verkaufsfläche bietet.

Mehr als das Doppelte, nämlich 3400 Quadratmeter ist die Fassadenfläche groß, die von Ruthemeyers Männer bearbeitet wird, allein das Glasdach hat 870 Quadratmeter. Dort haben die drei Gebäudereiniger in der vergangenen Woche angefangen, diese Woche geht es an die Metallfassade. Die Männer müssen mit dem Hubsteiger ran, um Entlüftungsfett, Rußpartikel und Staub abzuwaschen. "Einrüsten kann man die Brücke nicht", sagt Stefan Altenbach von der WGL.

Die drei Mitarbeiter, im Wechsel bleibt einer am Boden, einer sichert, einer reinigt, sind über Funk vernetzt. "Wer auf dem Dach ist, ist mit Sicherungsgeschirr und gespannter Laufleine gesichert", betont Ruthemeyer, der erzählt, dass die Planung, vor allem die Sicherungsbeurteilung, intensiv gewesen sei. Er schätzt, dass rund 40 Liter eines speziellen Neutralreiniger-Konzentrats für die Säuberung gebraucht werden. Ein Sicherheitsingenieur begleitet das Projekt, das sich die WGL insgesamt 32.000 Euro kosten lässt.

Ein Satz von Mues dürfte denn auch in Lützenkirchens Ohren Musik sein: "In Zukunft wollen wir die Fassade häufiger reinigen lassen."

(RP)
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