Leverkusen Dürrenmatt-Klassiker packend gespielt

Leverkusen · "Der Besuch der alten Dame" am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium - oder die Suche nach Gerechtigkeit.

 Eine Szene aus der eindrucksvollen Aufführung am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium: Die Theater AG präsentiert das Dürrenmatt-Stück "Der Besuch der alten Dame".

Eine Szene aus der eindrucksvollen Aufführung am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium: Die Theater AG präsentiert das Dürrenmatt-Stück "Der Besuch der alten Dame".

Foto: Uwe Miserius

Bei Friedrich Dürrenmatts "Der Besuch der alten Dame" drängt sich manch einem bestimmt die Frage auf, warum ausgerechnet wieder dieser Bühnenstoff? Immerhin wird kaum ein Stück mit einer derart hohen Frequenz aufgeführt, wie gerade dieses. Doch wenn man den Schülern des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums zusieht, versteht man, warum dies so ist.

Kai Wahle, Leiter der Schauspiel-AG, betont: "Das Stück kommt erstaunlich gut bei den Schülern an, besser als manch anderer Klassiker." Denn was bei einigen klassischen Stoffen nicht der Fall sein mag, für Dürrenmatts "Der Besuch der alten Dame" kann sicherlich gelten: Das Stück vermag es, sowohl die Lebenswelt der Schüler, wie auch aller anderen Altersgruppen zu erreichen. Immerhin kreist es um elementare Themen einer jeden Gesellschaft zu jeder Zeit: Die Frage nach Schuld und nach Gerechtigkeit.

Handlungsort ist die Kleinstadt Güllen, die von finanziellen Nöten geplagt ist. In dieser Situation kehrt Claire Zachanassian in den Ort zurück, in dem sie als Klara Wäscher geboren wurde. Nun ist sie eine alte Dame, unglaublich reich und hat eine Forderung im Gepäck. Sie will Gerechtigkeit dafür, dass ihr damaliger Freund Alfred die Vaterschaft an ihrem gemeinsamen Kind leugnete. Die Gemeinde bekommt eine Milliarde von Zachanassian. Voraussetzung: Sie bringt Alfred um. Dass dieser Stoff die Schüler begeistert, merkt man ihnen an, denn wirklich jeder, der auf der Bühne steht, zeigt ein engagiertes Spiel. Besonders hervorzuheben ist unter anderem die Leistung von Mona Adler in der Rolle der Bürgermeisterin. Wie selbstverständlich verkörpert sie, dass ihre Figur einen Wandel vollzieht, der wiederum selbstverständlich zu sein scheint. Während die Bürgermeisterin zunächst noch entrüstend die Forderung der alten Dame ablehnt, dauert es nicht lange, bis sie Alfred eine geladene Pistole auf den Tisch legt.

Ihre Mitschülerin Erza Plava brilliert in der Rolle der Claire Zachanassian. Allein in ihrem permanent süffisanten Auflachen spiegelt sich die Abgeklärtheit und der unbändige Wille der alten Dame grandios wider.

Und wenn die Lehrerin (gespielt von Lorena Helmer) in betrunkenem Zustand auf dem Tisch hin und her wankt und die Wahrheit ausspricht - "niemand ist frei von Schuld" - dann ist das wirklich gutes Theater.

In schauspielerischer Hinsicht ist diese Inszenierung des Klassikers durch und durch gelungen. Allerdings bleibt sie insgesamt sehr traditionell und schlägt kaum neue Pfade ein. Lediglich den kleineren Rollen, wie den Beschützern Roby und Toby, werden neue und moderne Akzente verliehen. Da hätte mehr gewagt werden können.

"Der Besuch der alten Dame" von Friedrich Dürrenmatt wird morgen ab 19.30 Uhr und am Sonntag, 31. Mai, ebenfalls ab 19.30 Uhr in der Aula des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums aufgeführt.

(aks)
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