Leverkusen Ehrenamt vom heimischen Sofa aus

Leverkusen · Seit 2010 gibt es Telefonischen Besuchsdienst in der Stadt. Mittlerweile greifen 50 Ehrenamtler zum Telefon. Mehr dürfen es gerne werden. Jetzt förderte Bayer das viel genutzte Angebot. Das Geld wird für ein Begegnungsfest verplant.

 Esther Jansen und Lieselotte Engels (vorn, v.l.) nutzen den Telefonischen Besuchsdienst von Ingrid Werry und Brigitte Plömacher (hinten v.l.). Zwischen den jeweiligen Telefongesprächspartnern ist eine echte Freundschaft entstanden.

Esther Jansen und Lieselotte Engels (vorn, v.l.) nutzen den Telefonischen Besuchsdienst von Ingrid Werry und Brigitte Plömacher (hinten v.l.). Zwischen den jeweiligen Telefongesprächspartnern ist eine echte Freundschaft entstanden.

Foto: uwe Miserius

Als die ehemalige Rheindorfer Pfarrerin Benita Zapf-Mankel im Sommer 2010 mit einigen Freiwilligen den Telefonischen Besuchsdienst ins Leben rief, legte man Wert auf eine gewisse Anonymität. Die Ehrenamtlichen wollten nur selbst aktiv werden, ohne die eigene Telefonnummer preiszugeben. Damit wollten sie jede Vereinnahmung vermeiden. Die Praxis sieht inzwischen anders aus. Seit 2011 wird die 85-jährige Esther Jansen einmal in der Woche von Ingrid Werry (74) angerufen. Längst sind sie per du und verstehen sich so prächtig, dass die Nutzerin des Telefonischen Besuchsdienstes selbstverständlich auch die Nummer der ehrenamtlichen Mitarbeiterin hat und mitunter wählt. Beide verstehen sich prächtig. "Wir führen so vertraute Gespräche, manches würde ich mit meinen Kindern nicht erörtern", sagt Esther Jansen.

"Bei uns ist das ganz genauso", bestätigt Lieselotte Engels nickend, "wir können über alles reden, das möchte ich nicht mehr missen." Dabei beträgt der Altersunterschied zwischen der 83-Jährigen und ihrer Telefon-Partnerin Brigitte Plömacher 20 Jahre. Aber sie funken auf gleicher Wellenlänge und lachen viel während der Gespräche, die locker eine halbe Stunde dauern. Als sie vor fünf Jahren im St. Joseph-Krankenhaus lag, vermittelte der dortige Besuchsdienst den Kontakt zwischen Lieselotte Engels und Ingrid Zurek-Bach.

Sie koordiniert das Angebot des Diakonischen Werkes im Evangelischen Kirchenkreis in den Ortsteilen Bergisch-Neukirchen, Opladen, Quettingen und hatte sofort eine Idee, welche Mitarbeiterin passen könnte. Wie sie vermittelt Renate Busse-Baldringer die Telefon-Partner im Raum Rheindorf und Wiesdorf. Insgesamt sind derzeit 50 Ehrenamtliche tätig, in der Mehrzahl Frauen und drei Männer. Beide suchen händeringend mehr Freiwillige, denn die Liste der Nutzer oder Interessenten wächst. Derzeit sind es 90, so dass etliche Mitarbeiter zwei Telefonate pro Woche führen. "Das ist ein Geben und Nehmen", sagt Sabine Rauh, Organisatorin im Diakonischen Werk. "Und das ideale Einstiegsehrenamt." Denn das lässt sich bequem vom eigenen Sofa aus erledigen. Man muss nicht einmal das Haus verlassen. Umgekehrt schätzen die Nutzerinnen den Telefonkontakt gegen die Einsamkeit. Man muss weder die Wohnung aufräumen noch Kaffeekochen und kann sich ganz auf das Gespräch einstellen.

Was alle wertschätzen, sind die halbjährlichen Begegnungstreffen sämtlicher Telefon-Partner. Außerdem gibt es außer einer Schulung in Gesprächsführung auch Ausflüge, Weihnachtsfeiern und demnächst einen Kreativtag für die Ehrenamtlichen. Das kostet Geld, deswegen hat sich Sabine Rauh schon zum zweiten Mal um eine Förderung im Bayer-Ehrenamtsprogramm beworben, mit Erfolg. Rund 3000 Euro wurden bewilligt und zur Hälfte bereits ausgegeben für ein Begegnungsfest. "Vorbild sein lohnt sich!" heißt die Förderung für Sozialprojekte. Bewerbungen für das nächste Jahr müssen bis 30. September online abgegeben werden über die Adresse: www.bayer-stiftungen.de.

(mkl)
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