Leverkusen Ein Glanzpunkt der Jazztage im ganz kleinen Kreis

Leverkusen · Die Leverkusener Jazztage bieten sehr viel Musik. Dabei werden - leider, leider - auch schon mal die feinen Glanzpunkte übersehen. Im Opladener Scala trat jetzt Peter Protschka auf, ein Trompeter des gewissenhaften Jazz.

 Trompeter Peter Protschka spielte wie für 1000 Zuhörer im Scala.

Trompeter Peter Protschka spielte wie für 1000 Zuhörer im Scala.

Foto: UM

Und er hatte sich erstklassige Mitstreiter mitgebracht, die alle schon in sehr renommierten Gruppen aufgetreten sind: Rick Margitza (Altsaxophone), Martin Sasse (Piano), Martin Gjakonovski (Bass) und Tobias Backhaus (Schlagzeug). Einziges Manko des wunderbaren Abends: Gerade mal 35 Zuhörer fanden sich im Opladener Club an der Uhlandstraße ein.

Peter Protschka machte aber gleich klar: "Wir spielen unser volles Programm, so, als ob 1000 Zuhörer da wären." Dass so Wenige da waren, lag vielleicht am schlechten Wetter, am Wahlausgang in den USA, an Unwissenheit um diesen guten Musiker... Geboten wurde im familiären Kreis jedenfalls ein feines Konzert, bei dem die 35 Gäste vollends auf ihren Kosten kamen. Apropos Familie: Alle Stücke (bis auf eines) waren eigene Kompositionen des Trompeters. Sie waren der Tochter, den Eltern und der Frau von Protschka gewidmet. Und weil es eben privat zuging, erfuhr man im Smalltalk mit dem Mann am Rande, dass seine Frau sogar ein wenig eifersüchtig sei, weil sie das Stück, das seinen Eltern gewidmet war, schöner fand.

Zu Peter Protschkas Mitspielern gibt es viel zu erzählen: Allen voran der amerikanische Tenorsaxofonist Rick Margitza, der nichts Geringeres war als ein Mitglied in Miles Davis' legendärer Fusionband der späten 1980er Jahre. Er spielte mit Eddie Gomez, McCoy Tyner und Chick Corea. Der Pianist Martin Sasse stand bereits mit Szenegrößen wie Toots Thielemanns, Gary Campbell, Charlie Mariano und Lee Konitz auf der Bühne.

Der Bassist Martin Gjakonovski stammt aus einer mazedonischen Musikerfamilie. Und Schlagzeuger Tobias Backhaus kann auf eine Zusammenarbeit mit Jazzgrößen wie Till Brönner und Ack van Rooyen verweisen.

Sie sorgten dafür, dass die Ankündigung des Scala-Abends nicht übertrieben war: Den Zuhörer erwartet ein von Poesie und Energie getragenes Programm. Versierte Musiker können zudem ihre Gefühle kreativ äußern, so wie Saxofonist Rick Margitza seine Verärgerung zum Ausgang der US-Wahl mit seiner Version des bekannten Liedes "Cry me a river" kommentierte. Die 35 Zuhörer bestätigten seine Meinung.

(sg-)
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