Leverkusen Ein Mann mit Sinn für Alltagskomik

Leverkusen · Die Zuschauer im ausverkauften Scala waren schon begeistert, ehe er überhaupt in das Rampenlicht trat. "Hallo", sagte Chris Tall nur aus dem Backstage-Bereich, und Jubel brach aus.

"Leverkusen, habt ihr Bock?", fragte der Hamburger in die Runde. Ein lautes "Ja" erklang, und der 23-Jährige mit den kultigen roten Chucks betrat die Bühne: fröhlich, schlagfertig und zu lauter Disco-Musik. Im wirklichen Leben heißt er Christoper Nast und gilt als eines der größten Talente der deutschen Comedy-Szene. Sein erstes Solo-Programm "Versetzung gefährdet" konnte beginnen.

"Es sollte doch ausverkauft sein, warum sind da noch zwei Plätze frei", motzte er gespielt. Ein lustiger Dialog mit dem Publikum startete und zog sich wie ein roter Faden durch den Abend. Auf die erste Reihe hatte er es besonders abgesehen. Wo sie denn so herkämen, wollte Chris Tall wissen, Aus Leverkusen, Koblenz, Essen und Bergheim, riefen die meist jungen Leute zurück. Für die wenigen im Saal, die ihn noch nicht kannten, stellte er sich so vor: "Ich bin fett, und ich weiß das, denn ich bin nicht blind." Damit hatte er die Lacher auf seiner Seite. So sollte es die ganzen nächsten 45 Minuten bis zur Pause bleiben. Kaum eine Minute verging ohne Witze. Und manch einer im Publikum reagierte mit Bauchschmerzen auf die ununterbrochenen Attacken der Lachmuskeln. Er schilderte seine Zeit als rundlicher Schüler, die nach eigenen Worten eher einer Apokalypse ähnelte. Und er beschrieb seine Eltern - eine deutliche Anspielung auf sein erstes Buch "Selfie von Mutti - Wenn Eltern cool sein wollen".

Meistens hätten Eltern zwar recht. Aber sie seien vor allem peinlich und nervig. Besonders dann, wenn sie in angeblicher "Jugendsprache" redeten oder über Dinge, von denen sie nicht wirklich eine Ahnung hätten. Wie seine Mutter, die ein neues Smartphone hatte und sagte: "Komm, ich mache mal ein Selfie von Dir." Autsch. Chris Tall hatte es nicht leicht in seinem jungen Leben: fehlender Bartwuchs, eine Freundin, die ihn vereimerte, und Stress mit den Lehrern. Humorvoll beleuchtete er die Traumata jedes Jugendlichen. Sein Fundus an verrückten Ereignissen und absurden Alltags-Beobachtungen schien unerschöpflich. Seine pubertäre Leidenszeit, dazu Beziehungskonflikte, aber vor allem die Auseinandersetzung mit sich selbst, machten ihn zu einem komischen Erzähler mit ausgeprägtem Gespür für sicheres Timing.

(gkf)
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