Leverkusen Ein vergnüglicher Abend mit grantigem "Monsieur Henri"

Leverkusen · Die Wohnungsnot in Paris muss groß sein. Denn man könnte sich bestimmt eine attraktivere Studentenbude vorstellen, als zur Untermiete bei Monsieur Henri einzuziehen. Nicht wegen der Wohnung - die Altbau-Etage mit Rundbögen und Stuckverzierungen hat durchaus Charme. Aber der Bewohner ist ein alter Miesepeter, grantig und unhöflich. Das ganze Gegenteil von Constance, einer hübschen, jungen und unbeschwerten Studentin.

Dank ihrer Hartnäckigkeit bekommt sie die Bude samt 20-seitiger Hausordnung. Nicht ohne Hintergedanken. Der alte Herr hat eine Idee, wie er mit der notorisch klammen Untermieterin ins Geschäft kommen kann. Sie scheint ihm geeignet, den Sohn und seine ungeliebte Schwiegertochter auseinanderzubringen. Aus diesem Deal entwickelt sich ein höchst vergnügliches Durcheinander, mit allen Zutaten, die eine unbeschwerte Boulevardkomödie braucht.

Im vergangenen Jahr lief "Die Studentin und Monsieur Henri" in den Kinos, diese Woche machte das Berliner Theater am Kurfürstendamm mit der Bühnenfassung von Yvan Calbérac Tournee-Station bei KulturStadtLev. Das Publikum in der voll besetzten Opladener Festhalle genoss das Vergnügen sichtlich. Nicht nur wegen des Drehbuchs und der amüsanten Dialoge, sondern auch weil diese Inszenierung von Jürgen Wölffer mit echten Typen aufwartete, die kaum unterschiedlicher ausfallen könnten.

Peter Prager, der die Titelrolle des ursprünglich angekündigten aber plötzlich verstorbenen Michael Altmann übernommen hatte, verkörperte den ewigen Nörgler, unter dessen rauer Schale im Laufe des Abends ein weicher Kern erkennbar wurde. Zwar ging er nicht gerade als 95-jähriger, kränkelnder Greis durch, dem eine achtsame Mitbewohnerin das Altersheim erspart. Dafür waren die Bewegungen etwas zu sicher und zu forsch. Aber er überzeugte in der Rolle des vereinsamten Witwers, der im Umgang mit dem Sohn nicht die richtigen Worte findet und jede Annäherung im Keim erstickt.

Wanda Perdelwitz ist als Studentin Constance dagegen das pure Leben: frisch, unbekümmert, attraktiv und humorvoll. Ihr steht das Leben offen, Probleme sollten ihr fremd sein. Doch im Laufe der vorwiegend vergnüglichen Verwicklungen wird auch ihre Kehrseite nach außen gewendet. Als Studentin ist sie wenig erfolgreich und hat allen Grund, Zukunftssorgen zu haben. Allerdings gelingt es ihr, Sohn Paul den Kopf zu verdrehen.

Und den zeichnet Marcus Ganser perfekt als verstaubten und ein wenig verklemmten 40-jährigen Steuerberater, den allerdings ein Ausbruch aus der bürgerlichen Welt lockt. Vorübergehend jedenfalls, denn eigentlich passt er genau zu Valérie, seiner nervigen Ehefrau, die einfach jeden Gesprächspartner überrollt und alles "fabelhaft" findet. Eine Paraderolle für Mackie Heilmann und ihr komisches Talent.

Zum großem Spaß gab es durchaus eine Lektion in Sachen Lebensweisheiten, nicht erst im Beinahe-Happy-End.

(mkl)
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