Leverkusen Eine Straßenkarte durchs Tanz-Universium

Leverkusen · Poetisch, charmant, witzig und manchmal auch düster waren die ausgefeilten Choreografien der Gauthier Dance Company im Forum.

 In "Floating Flowers" saß die Tänzerin auf den Schultern des Partners, von dem nur die Beine unter dem weiten weißen Rock zu sehen waren.

In "Floating Flowers" saß die Tänzerin auf den Schultern des Partners, von dem nur die Beine unter dem weiten weißen Rock zu sehen waren.

Foto: Regina Brocke

Sind es Skulpturen, die auf ihrem Sockel zum Leben erwachen oder Lebewesen, die sich wie Korallen im Zeitlupentempo verformen und verdrehen. Die Beleuchtung von unten auf der ansonsten schwarzen Bühne und die atmosphärische Musik von Arvo Pärt macht "Black Painting" noch geheimnisvoller. Doch dann gewinnen schwarze Mächte die Oberhand und lassen die Figuren, die sich als wenig standfeste Menschen erweisen, verschwinden.

Mit dieser ebenso faszinierenden wie düsteren Choreografie von Nanine Linning begann die Stuttgarter Gauthier Dance Company ihre achtteilige Vorstellung "Infinity" im Forum. "In Leverkusen lieben sie Tanz, und die Bude ist voll", stellte Company-Gründer und Leiter Eric Gauthier fest. Wei bei allen bisherigen Gastspielen bei KulturStadtLev wandte sich der charmante kanadische Tänzer und Choreograf auch dieses Mal an das Publikum im voll besetzten großen Saal, um Idee und Aufbau dieses achten Programms zu erklären, das er mit dem englischen Wort für Unendlichkeit taufte, weil die quergelegte Acht das Symbol dafür ist. Die Form solle als eine Art "Roadmap zum Universum des Tanzes" betrachtet werden, die an einem, wenn auch langen Abend abgefahren wurde. Und nach dem ernsten Beginn, den Gauthier als "dunkles, schmerzhaftes deutsches Tanztheater" bezeichnete, folgten ganz unterschiedliche Stücke, die aber überwiegend mit einer gehörigen Prise Humor gewürzt waren.

Ein sicheres Gespür für Witz und die erlösende Brechung ernster Momente ist ein Markenzeichen dieser noch jungen Dance Company, die sich hier aber längst ein begeistertes Stammpublikum erobert hat. Und das mochte sich auch nach dieser langen Vorstellung kaum lösen, die ebenfalls in Schwarz zu Ende ging. Allerdings mit einem Gegenpol zum strengen Anfang.

Hier wurde in festlicher Kleidung eine Society Party gefeiert, eine temporeiche Choreografie "Black Cake" (Hans van Manen) mit überhöhten und variierten Elementen des Gesellschaftstanzes, in der Eric Gauthier selbst als Butler den Champagner verteilte.

Zwei faszinierende Pas de Deux gab es im ersten Teil. In "Floating Flowers", das an die asiatische Totenzeremonie mit aufsteigenden Papierlaternen erinnert, saß die Tänzerin zunächst auf den Schultern des Partners, von dem nur die Beine unter dem weiten weißen Rock zu sehen waren, bis sich beide auf Normalhöhe trennten.

Ganz schlicht und poetisch dagegen das Duett "Now and now", eine Geschichte vom Finden und Verlieren der großen Liebe.

Charmant und witzig waren die drei (fast) nackten Tänzer in "Pacopepepluto" zu Musik von Dean Martin oder die südamerikanische Choreografie "Conrazoncorazon", in der die ganze Truppe als Jockeys trabte und galoppierte, ohne dass jemand im Publikum ein Pferd vermisst hätte.

(mkl)
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