Leverkusen Eintauchen in Kilians Taschenkunst-Welt

Leverkusen · Der verstorbenen Künstlerin Adelheid Kilian widmet die AG Leverkusener Künstler eine Gedächtnisausstellung mit virtuellen Einblicken in die Taschenkunstkärtchen.

 Ulrich Kilian stellt den Besuchern der Ausstellung mit Werken seiner Mutter ein Gerät zur Verfügung, mit dem sich in Kilians Bilder eintauchen lässt.

Ulrich Kilian stellt den Besuchern der Ausstellung mit Werken seiner Mutter ein Gerät zur Verfügung, mit dem sich in Kilians Bilder eintauchen lässt.

Foto: Uwe Miserius

Der Zeitpunkt parallel zur Art Cologne hätte nicht passender gewählt sein können. Immerhin hat Adelheid Kilian die "Einstiegsdroge" für angehende Kunstsammler erfunden. Taschenkunst nannte sie die kleinen laminierten Unikate im Kreditkatenformat - Originale erschwinglich für jedermann. Zu haben für zehn Euro oder fünf Bier, rechnete Kilian gerne vor und ermutigte andere Künstler, die Idee ebenfalls zu adaptieren. Vor einem Jahr ist die vielseitige Künstlerin gestorben. Die AG Leverkusener Künstler widmet ihr eine Gedächtnisausstellung in der Galerie Künstlerbunker, die am Sonntag eröffnet wird.

Der Titel dieser Retrospektive, die mit 74 Arbeiten einen Überblick über 40 Jahre Kunstschaffen gibt, beschreibt ihre Arbeitsweise: "Adelheid Kilian - Bei sich bleiben". Der Prozess war ihr das Wichtigste. Heiderose Birkenstock-Kotalla, die für den Verein zusammen mit dem Sohn kuratierte, bestand darauf, auch ein altes relativ gegenständlich gearbeitetes Blatt von Dresden zu zeigen, das die Künstlerin selbst wahrscheinlich aussortiert hätte. Es zeigt, wie gut Adelheid Kilian die Technik des Aquarellierens tatsächlich beherrschte. Und befreien könne man sich nur von dem, was man beherrscht. An der Befreiung von den Zwängen des Erlernten hat Kilian fortwährend gearbeitet. Und dabei ließ sie sich gerne von Kindern helfen, die sie in ihr Atelier einlud. Die durften manchmal eine Landschaft der Künstlerin überkritzeln, umgekehrt fügte Kilian kleine Kinderzeichnungen in ein Blatt von ihr ein oder übertrug ein solches Motiv in ihre eigene Malerei. Sie reihte Punkte oder Kleckse aneinander, in denen sie mit kindlicher Neugier Formen und Figuren entdeckte, die sie mit sparsamen Strichen vervollständigte. So sind etliche Reihungen entstanden, immer wieder sind es Bäume, wie sie eine Allee säumen.

Über 700 Arbeiten hat Sohn Ulrich Kilian in ihrem Nachlass gefunden, 500 bereits fotografiert und katalogisiert, viele in eine von ihm eingerichtete Internetseite eingestellt. Er lebt in London und entwickelt beruflich medizinische 3D-Animationen. Mit den neusten technischen Entwicklungen einer 360 Grad-Optik kennt er sich also bestens aus. Mit seinem Wissen führte er in der Zukunftstechnik weiter, was seine Mutter bereits mit Glas und transparenten Folien begann - in Kästen mit mehreren Zeichnungen hintereinander. Ulrich Kilian bestückte ein Gear VR-Gerät, eine Art dicke Brille, die sich der Besucher aufsetzen kann, um sich virtuell in ein Kilian-Bild oder in einen "Schneesturm" von Taschenkunstkärtchen hineinzubewegen.

(mkl)
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