Leverkusen Emotionale Diskussion um Flüchtlinge
Leverkusen · In Rheindorf schlugen die Wogen hoch bei der Bürgerversammlung zur geplanten Flüchtlingsunterkunft. 90 Personen sollen ab Herbst in dem Stadtteil in Containerbauten untergebracht werden. Tumultartige Szenen gab es im Publikum.
Im Versammlungsraum des neuen Jugendhauses in Rheindorf gab es am Montagabend kaum einen freien Platz. Mehr als 100 Anwohner waren gekommen, um Informationen über die neuen städtischen Flüchtlingsunterkünfte zu erhalten. Erst kürzlich hatte der Rat beschlossen, zu diesem Zweck Container an der Felderstraße aufzustellen. Flankiert von Rita Schillings vom Flüchtlingsrat, Vertretern der städtischen Stabsstelle Flüchtlingsunterbringung und einer Caritas-Mitarbeiterin berichteten Sozialdezernent Markus Märtens und Baudezernentin Andrea Deppe über das Wesentliche.
Sie hatten ihre Ausführungen über Zahlen, Daten und Fakten - 90 Flüchtlinge sollen ab Herbst in die für fünf Jahre angemieteten Containerbauten einziehen und durch einen 24-Stunden-Dienst vor Ort betreut werden - noch nicht beendet, da brach schon der Tumult aus. Aus allen Ecken tönten Zwischenrufe. Es gipfelte darin, dass Andrea Deppe einen besonders lauten Stimmungsmacher der rechten Szene des Saales verweisen wollte. Kurz darauf ging er freiwillig. Die Atmosphäre blieb dennoch angespannt. Sehr zum Erschrecken einiger Bürger, die eigentlich nur gekommen waren, um zu sehen, ob und wie sie helfen können. Eine Anwohnerin erhielt für ihren Einwand, Nachbarn seien vor vollendete Tatsachen gestellt worden, große Zustimmung. Da war von verfehlter Politik die Rede und davon, dass sich die Menschen vom Oberbürgermeister hinters Licht geführt fühlten. Immer wieder wurde das Wort Angst erwähnt.
Wovor man denn überhaupt Angst habe, hakte eine Zuhörerin, die Helferin, nach. "Wir sollten doch froh sein, dass wir nicht in der Lage der Flüchtlinge sind und genug zu essen haben", sagte die Frau.
Allein an der miesen Stimmung änderte sich nichts. Da war von "Brennpunkt Rheindorf" die Rede und man könne nicht immer "noch mehr Probleme" in den Stadtteil holen, ohne die eigenen Angelegenheiten in den Griff zu bekommen. Es hieß, die Polizei traue sich schon gar nicht mehr nach Rheindorf-Nord. Applaus gab es auf solche Zwischenrufe. Die Behauptung: Einbrüche, Überfälle, kein Mensch kümmere sich. (Die Polizei hat dies schon mehrfach als unrichtig dargestellt, d. Red.). "Wenn etwas schief gehe, heiße es sofort, die "Asozialen" von Rheindorf. Wie diese Kinder denn dort aufwachsen sollten?, meinte eine andere Frau. Ihre Vorwürfe gipfelten darin, die Flüchtlinge kämen ohnehin nur, um Hartz IV zu beantragen. Das war selbst Bürgerlisten-Chef Erhard Schoofs zu viel und er mahnte zur Sachlichkeit.
Integration bei Kindern funktioniere bestens und ohne Vorbehalte, konterte Märtens. Überdies würden Flüchtlinge nicht nur in Rheindorf untergebracht, sondern auch auf andere Stadtteile verteilt. Laut Zuweisungsverfahren rechne man mit 450 000 Flüchtlingen, davon kämen 20 Prozent nach NRW, wiederum 0,8 Prozent nach Leverkusen.