Leverkusen "Empfindsame" Musik in der Kirche

Leverkusen · Johann Ludwig Krebs oder Gottfried August Homilius waren Schüler von Johann Sebastian Bach, aber sie wandten sich einem damals moderneren Musikstil zu. Sie läuteten das Ende der Barockzeit ein und prägten in den 1730er Jahren den "empfindsamen" Stil, der aber schnell überholt war und in den 1770er Jahren von der Klassik abgelöst wurde.

Entsprechend übersichtlich ist das musikhistorische Kapitel, aus dem jetzt in der Bielertkirche vorgetragen wurde. In der Reihe Orgelforum, die KulturStadtLev mit der Evangelischen Kirchengemeinde veranstaltet, waren Karla Schröter und Willi Kronenberg mit der aparten Kombination Barock-Oboe und Orgel zu Gast. Beide gehören dem Kölner Ensemble "Concert Royal" an, das die Oboistin Schröter 1987 als Bläserensemble auf historischen Instrumenten gründete. Nach dem Schlussapplaus konnten Besucher ihr altes und kunstvoll gedrechseltes Instrument aus der Nähe ansehen und Fragen stellen. Schließlich unterscheidet sich der Ton von dem einer modernen Oboe und schmiegt sich mit weichem Klang sehr schön in den der Orgel.

Die lieferte reich verzierte Umspielungen bei mehreren choralgebundenen Werken, während die Oboe ruhig und von langem Atem getragen den Cantus Firmus wie eine Singstimme darauf setzte. Etwa die Melodie von "Vater unser im Himmelreich" in einem ruhigen Stück von Homilius oder die von "Nun danket alle Gott", die Homilius-Schüler Christian Gotthilf Tag mit quirligen Orgelläufen zu einem echten Final-Stück komponiert hat. Konzertanter bewegten sich die Instrumente bei den freien "empfindsamen" Kompositionen, etwa den beiden Partiten von Johann Wilhelm Hertel, die in ihrer dreisätzigen Form unterschiedliche Stimmungen malen.

Einige Stücke gab es für Orgel solo. Kronenberg setzte Bach ins Programm. Er wählte das nicht so häufig gespielte Praeludium mit Fuge g-Moll BWV 535, ein effektvoll-rasantes und toccatenhaftes Jugendwerk, das von Kronenberg herzerfrischend vorgetragen wurde. Ebenso die hübsche "Fantasia a gusto italiano" von Johann Ludwig Krebs. Da beide Musiker auf der Empore spielten, wurde den Besuchern per Kamera und Beamer der Blick nach oben ermöglicht.

(mkl)
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