Leverkusen Enttäuschend: "Diva" im Erholungshaus

Leverkusen · Bevor sich der Vorhang zur Opernaufführung hebt, kommt die Ouvertüre. Das war auch bei "Diva" der Fall, obwohl die jüngste Eigenproduktion von Bayer Kultur am vergangenen Wochenende unter dem Etikett "Theater" in der bunten Reihe "Boulevard & Broadway uraufgeführt wurde. Immerhin ist das Stück, das nach einer Idee von Marc von Reth, seit zwei Jahren künstlerischer Leiter beim Weihnachtsmärchen der Kasinogesellschaft, entwickelt wurde, im Opernhaus angesiedelt. Ein Orchester saß nicht im Graben, den man später für einen optischen Effekt benutzte. Zwei Akkordeonisten am Bühnenrand spielten sich ersatzweise durch Hits der Opernliteratur.

 Ein Mann, eine Frau, ein Problem: "Diva" auf der Bühne des Erholungshauses.

Ein Mann, eine Frau, ein Problem: "Diva" auf der Bühne des Erholungshauses.

Foto: Karina Ter-Ovanesova

Bevor sich der Vorhang zur Opernaufführung hebt, kommt die Ouvertüre. Das war auch bei "Diva" der Fall, obwohl die jüngste Eigenproduktion von Bayer Kultur am vergangenen Wochenende unter dem Etikett "Theater" in der bunten Reihe "Boulevard & Broadway uraufgeführt wurde. Immerhin ist das Stück, das nach einer Idee von Marc von Reth, seit zwei Jahren künstlerischer Leiter beim Weihnachtsmärchen der Kasinogesellschaft, entwickelt wurde, im Opernhaus angesiedelt. Ein Orchester saß nicht im Graben, den man später für einen optischen Effekt benutzte. Zwei Akkordeonisten am Bühnenrand spielten sich ersatzweise durch Hits der Opernliteratur.

Die Handlung ist in einer Künstlergarderobe angesiedelt, wo es zu einer unfreiwilligen Begegnung kommt. Mardi Byers - der tatsächliche Name der amerikanischen Sopranistin - wärmt ihre Stimme für ihren Einsatz als Brünnhilde am Premierenabend von Wagners Walküre an. Dabei dreht sie tüchtig auf, trällert diverse Arien, kraftvoll, wuchtig und mit maßvollem Tremolo. Dann wird sie jäh unterbrochen, denn sie soll die Garderobe teilen mit dem kurzfristig eingesprungenen Ersatzbariton, der den erkrankten "Wotan" ersetzen soll. Schlimm genug für eine "Diva", zugleich Titelgeberin für diese Produktion. Aber es handelt sich ausgerechnet um ihren Exmann, mit dem sie seit 15 Jahren kein Wort gewechselt hat.

Was für ein Stoff, möchte man meinen in Erwartung geistreicher Wortgefechte, psychologischer Verstrickungen und innerfamiliärer Enthüllungen, vorzugsweise mit schwarzem Humor und Absurditäten präsentiert. Aber da erfüllten weder die "Diva" noch ihr Partner Erich Bieri diese Erwartung nur ansatzweise. Das knappe Drehbuch ist langweilig, kein verbaler Walkürenritt durch die Ehehölle. Es besteht hauptsächlich aus gesungenen Arien, Duetten und Songs, in diversen Sprachen, zum Teil mit neuen, platt gereimten Texten versehen.

Statt Wortwitz erlebte das Bayer-Publikum, das zum zweiten Teil nicht mehr in voller Zahl zurückkehrte, eine Art Pasticcio, ein musikalischer, jahrhunderteübergreifender Mix mit Anleihen bei Mozart, Meyerbeer, Mercury, Gershwin, Bernstein und anderen. Dirk Rave, der mit Jenny Schäuffelen und Atanas Georgiev als Musiker auf der Bühne, hatte die Beiträge arrangiert und mit eigenen Werken kombiniert. Szenisch blieb das Spiel steif, und beschränkt auf einige Effekte, die die Technik des Hauses erlaubt, wie der Einsatz der Drehbühne.

(mkl)
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