Leverkusen Erholungshaus darf wieder Erholungshaus heißen

Leverkusen · Der neue Leiter der Bayer Kultur besann sich wieder auf die Tradition. Gäste des 1. Kultur-Stammtisches lobten das.

Über ein Jahr lang machen sich die Referenten bei Bayer Kultur Gedanken über das Programm für die nächste Spielzeit. Sie checken das Angebot, wählen aus und schließen Gastspielverträge, alles in bester Absicht, mit dieser Auswahl das Publikum zu erreichen. Wie aber denken die Besucher, die selten etwas über die Hintergründe erfahren?

Das interessiert Thomas Helfrich, den neuen Leiter von Bayer Kultur, der deswegen einen Kultur-Stammtisch anregte. Am Montagabend fand der zum ersten Mal im Theaterbistro Kulisse statt. Er soll eine regelmäßige Einrichtung werden. Beim ersten Treff saßen vorwiegend Mitarbeiter, Ehemalige und Nahestehende an den Bistrotischen, auf denen die neuen Kulturprogramme für die kommende Spielzeit lagen. Darin wurde dann - jedenfalls von den Gästen - auch eifrig geblättert, als Thomas Helfrich und die Referenten besondere Veranstaltungen und Neuheiten vorstellten, wie sie es gerade einige Stunden zuvor für geladene Lehrer getan hatten. Es sollte kein Frontalvortrag werden, deswegen räumten sie zunächst ihre Tische und Stühle vom Podium auf Augenhöhe zu den Stammtischgästen, die aufgefordert waren, Zwischenfragen zu stellen.

Die bezogen sich zunächst auf konkrete Punkte im Programm, Neuerungen wie die KulturCard für Jugendliche oder die Möglichkeit, als Kulturbotschafter freien Eintritt zu haben, und auf Formate, die von den Kulturmachern nach einigen Jahren Laufzeit als bekannt vorausgesetzt werden. Aber die Frage nach der Bedeutung des stART-Programms dürfte dem Team gezeigt haben, dass man immer wieder erklären muss, wenn man nicht mehr alleine auf Dauerabonnenten bauen kann, sondern neue Besucher erreichen will. Nach der Programmvorstellung kam das Gespräch sehr schnell auf das Thema, das die Menschen offenbar besonders bewegt: der Name Erholungshaus. Der darf nach dem Leitungswechsel wieder gebraucht werden, und er ist sogar Programm.

Immerhin steht er dick (und sogar fühlbar erhaben) auf der neuen Spielzeit-Broschüre als Bekenntnis zur Tradition. Die Besucher des 1. Kultur-Stammtisches äußerten ihre Freude darüber. Und Thomas Helfrich strahlte, denn diese Rückbesinnung trägt seine Handschrift.

Mit dem von seinem Vorgänger eingeführten Namen Kulturhaus habe er nie etwas anfangen können, der sei schlicht nichtssagend. Und völlig unpassend für ein solches Gebäude, kein 70er-Jahre-Zweckbau, sondern mit Geschichte, Tradition und Atmosphäre. Das Gewandhaus würde man beispielsweise auch nicht umbenennen. Außerdem sei Erholung in diesen hektischen und arbeitsreichen Zeiten durchaus angemessen und keineswegs verwerflich. Helfrich will, dass dieses Gefühl von Erholung schon an der Eingangstür einsetzt und etwa durch ein thematisches Angebot der Gastronomie ergänzt wird.

Im Haus soll wieder getanzt werden, erstmals beim Sommernachtsball am 29. August, mit dem die Spielzeit eröffnet wird, und dann am 1. Advent beim Tanz-Kränzchen wie in guten alten Zeiten. Zum Ball wird der Saal ebenerdig genutzt, also die komplette Bestuhlung ausgebaut. Das warf beim Kulturstammtisch die Frage auf, ob das Haus dann auch wieder anderen Nutzern wie den Karnevalsgesellschaften offen stehe. "Grundsätzlich ja", so Helfrichs Antwort, "wenn es thematisch und terminlich passt."

Allerdings könne man nicht ständig die Podeste und Sitze aus- und einbauen.

(mkl)
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