Leverkusen Es hält ein Bus im Nirgendwo
Leverkusen · Seit Ende Oktober halten täglich rund 100 Flixbusse an der unkomfortablen Haltestelle Leverkusen-Mitte - obwohl sich viele Kunden einen Halt am Flughafen Köln/Bonn wünschen. Das Unternehmen zweifelt jedoch an der Sicherheit.
Gudrun Vogt ist genervt. Die Pulheimerin steht an der Wiesdorfer Haltestelle und wartet auf den nächsten Flixbus, der sie nach Hamburg bringen soll. "Das wird meine letzte Fahrt mit diesem Unternehmen sein. Für mich wäre es wesentlich einfacher, würden die Fahrzeuge am Flughafen Köln/Bonn statt in Wiesdorf halten. Dann könnte ich mit der S-Bahn anreisen. Nun musste ich mich fahren lassen", sagt Gudrun Vogt.
Zum Hintergrund: Seit dem 28. Oktober sind Fernbusse bis auf weiteres aus dem Kölner Innenstadtverkehr ausgesperrt. Aufgrund eines Gerichtsentscheids können der Kölner Hauptbahnhof und die Gummersbacher Straße nicht mehr angefahren werden. Flixbus entschied sich deshalb dafür, Wiesdorf als Ersatzhaltestelle zu nutzen.
Doch schon die Bezeichnung "Köln Nord", wie der Wiesdorfer Haltepunkt auf der Internetseite des Berliner Unternehmens bezeichnet wird, ist für viele Fahrgäste irreführend. Zudem wundert sich nicht nur Gudrun Vogt über die Entscheidung, nicht den Flughafen Köln/Bonn anzufahren. Schließlich verfügt dieser im Gegensatz zum Haltepunkt in Leverkusen-Mitte über großzügige und beheizte Wartesäle, ist auch nachts gut bewacht, und man ist in rund 15 Minuten mit der S-Bahn in der Kölner Innenstadt. Auch eine Weiterfahrt mit Bus oder Zug (auch ICE) ist möglich. Zudem sind die Toiletten dort wesentlich gepflegter als in Wiesdorf. Die Haltegebühr für Busse von zwei Euro für 20 Minuten ist als Gegenargument nur schwer vorstellbar.
Von Flixbus-Seite heißt es jedoch, der Halt in Wiesdorf sei übersichtlicher und wesentlich besser an den Nahverkehr angebunden. Zudem habe man im Sommer rund 1700 Fahrgäste in Köln befragt - dabei soll sich die Mehrheit gegen einen Halt am "abgelegenen Flughafen Köln-Bonn" ausgesprochen haben. Bei mehreren Vor-Ort-Terminen sei man außerdem zu dem Entschluss gelangt, dass die Haltestelle dort Sicherheitsrisiken berge. "Die am Flughafen Köln-Bonn vorgesehenen Halte bestehen seitlich nicht aus separaten Busbuchten, sondern aus Haltestreifen, an denen unsere Fahrgäste in Richtung Fahrbahn aussteigen müssen. Die Be- und Entladung erfolgt ebenfalls an dieser Stelle, sodass sich ein nicht unerhebliches Sicherheitsrisiko ergibt", schreibt Flixbus.
Ein Ende des Konfliktes ist noch nicht in Sicht. Die Stadt Köln pocht weiter auf eine Fernbus-freie Innenstadt. Laut Flixbus stehe man jedoch im Dialog mit der Kölner Stadtverwaltung, Politikvertretern und verschiedenen städtischen Betrieben. Zudem sei man froh über die Tatsache, dass die Stadt Leverkusen den Halt in Wiesdorf auch weiterhin gestatten werde. Die Stadt weist allerdings drauf hin, dass die Fernbus-Fahrer die Motoren nicht laufen lassen dürfen, wenn keine Aus- und Einstiege stattfinden. Dies soll bald kommuniziert werden.