Leverkusen EU-Kommission erlaubt Monsanto-Übernahme

Leverkusen · Seit August vergangenen Jahres haben die Wettbewerbshüter in Brüssel die größte Übernahme in der Firmengeschichte von Bayer geprüft, hatten die Frist aber immer wieder verlängert. Jetzt gab es grünes Licht für den Milliarden-Deal.

Und dann ging doch alles schneller als erwartet. Gestern hat die EU-Kommission die Übernahme des US-Saatgutriesen durch den Bayer-Konzern genehmigt. Eine der letzten großen Hürden ist somit genommen. Bayer will die Transaktion nun im zweiten Quartal über die Bühne bringen. Noch vor drei Wochen hatte Konzernchef Werner Baummann bei der Vorstellung der nicht ganz so rekordverdächtigen Bayer-Bilanzzahlen nochmal erläutert, dass die EU-Kommission wiederholt die Prüffrist verlängert habe und nun bis zum 5. April eine Entscheidung treffen wolle. Aber: "Wir sind zuversichtlich, die Bedenken der Behörden mit den zugesagten Maßnahmen vollständig ausräumen zu können."

Das hat geklappt. Dazu beigetragen haben dürfte die Entscheidung des Konzerns, zugunsten Monsanto das eigene Gemüse-Saatgutgeschäft an den Ludwigshafener Chemiekonzern BASF zu verkaufen - wie auch das weltweite Glufosinat-Ammonium-Geschäft und "die dazugehörige LibertyLink-Technologie zur Herbizidtoleranz sowie im Wesentlichen das gesamte Geschäft mit Saatgut in Feldkulturen einschließlich der entsprechenden Forschung und Entwicklung", hatte Bayer im Herbst gemeldet. BASF zahlt für dieses erste Paket laut Bayer 5,9 Milliarden Euro. Wie viel die Ludwigshafener für das Gemüsesaatgutgeschäft ausgeben, hat Bayer bisher noch nicht mitgeteilt.

Der Konzern betont, dass die Verkäufe und Auslizenzierungen abhängig von einem erfolgreichen Abschluss der geplanten 62,5 Milliarden Dollar teuren Übernahme von Monsanto sind. Jetzt kann Bayer die Vereinbarungen zügig abarbeiten. Die zuständige EU-Kommissarin Margrethe Vestager lobte gestern schon fast diese Zugeständnisse: "Wir konnten die Entscheidung so treffen, weil die Unternehmen (also Bayer und Monsanto, Anm. d. Red.) bedeutende Maßnahmen angeboten haben, die unsere wettbewerbsrechtlichen Bedenken ausgeräumt haben." Beide seien bedeutende Akteure im Bereich Saatgut und der Pestizidindustrie. Zwar generiere Bayer hauptsächlich seine Verkäufe im Pflanzenschutzbereich, Monsanto im Saatgut.

Zusammen aber bildeten sie einen Konzern, der weltweit in beiden Bereichen aktiv sei und erheblich Wettbewerb und Innovation einschränken könnte. Das Maßnahmenpaket - "mehr als sechs Milliarden Euro wert" - beseitige diese problematischen Überschneidungen, sagte Vestager.

Und es garantiere, dass die Zahl der weltweit agierenden Wettbewerber in den Bereichen auch nach der Fusion gleich bleibe. "Das ist besonders wichtig, denn wir brauchen Wettbewerb, um sicherzustellen, dass Landwirte ausreichend Auswahl an verschiedenen Produkte zu erschwinglichen Preisen haben."

Konzernchef Baumann zur Entscheidung aus Brüssel: "Die Genehmigung der Europäischen Kommission ist ein großer Erfolg und ein bedeutender Meilenstein." Vestager hat Bayer aber nicht nur einen Zweizeiler mit der Genehmigung zukommen lassen. Daran geknüpft sind Auflagen. Eben insbesondere der "Verkauf verschiedener Geschäfte von Bayer, darunter das weltweite Saatgutgeschäft mit Feldkulturen wie Raps, Baumwolle und Soja, die Forschungsplattform für Weizen-Hybride, das weltweite Gemüsesaatgutgeschäft, das weltweite Geschäft mit Glufosinat-Ammonium sowie bestimmte Glyphosat-basierte Herbizide in Europa, die im Wesentlichen im industriellen Bereich eingesetzt werden", teilt der Konzern mit. Auch Monsanto muss ein weltweites Geschäft abgeben, damit die viel kritisierte Unternehmensehe zustande kommt.

(RP)
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