Leverkusen Ex-Bayer-Coach "Stepi" liest für die Fans

Leverkusen · Den Spruch "Lebbe geht weider" prägte Dragoslav Stepanovic vor 22 Jahren. Damals hatte er als Trainer von Tabellenführer Eintracht Frankfurt die Chance auf den Gewinn der deutschen Fußballmeisterschaft. In einem hochdramatischen Saisonfinale unterlag sein Verein jedoch - gegen Hansa Rostock.

 Stepi im Stadioneck 12: Der Spruch "Lebbe geht weider" ist ebenso wie der Zigarillo zu seinem Markenzeichen geworden.

Stepi im Stadioneck 12: Der Spruch "Lebbe geht weider" ist ebenso wie der Zigarillo zu seinem Markenzeichen geworden.

Foto: Uwe Miserius

"Es war meine schmerzhafteste Niederlage, aber ich wusste: Lebbe geht weider", erinnerte er sich jetzt an die Ereignisse des Jahres 1992. Diese Worte sind nicht nur in die Bundesliga-Geschichte eingegangen. Sondern so heißt auch der Titel des Buches, in dem der heute 65-Jährige seine Erlebnisse rund um den Fußball mit Hilfe zweier Autoren festgehalten hat.

Am Ostermontag präsentierte der ehemalige Trainer von Bayer 04-Leverkusen das Werk in der Fankneipe "Stadioneck12" an der Bismarckstraße. "Wollt ihr das Buch kaufen?", fragte "Stepi" rund 30 Zuhörer gleich zu Beginn: "Wenn nicht, erzähle ich alles", begann er eine Lesung, die eigentlich keine war.

Tatsächlich blickte Stepanovic nur ab und zu kurz ins Buch und berichtete ansonsten frei fließend. Zum Beispiel davon, dass er dachte, er würde "ewig in Leverkusen bleiben", weil er so dermaßen von dem "wahnsinnig gut organisierten Verein" fasziniert war: "Das war genau das, was ich mir immer gewünscht hatte." Niemand wusste von dem zuvor heimlich abgeschlossenen Vertrag, mit dem Ex-Geschäftsführer Rainer Calmund "Stepi" als Cheftrainer nach Leverkusen holte - noch nicht mal seine Frau.

Schnell sollte nicht nur der Geruch seines ständig glimmenden Zigarillos für "Zirkusmief" bei der damals noch "grauen Maus" Bayer 04 sorgen. Sondern die außergewöhnlichen Umstände seines Wechsels in der laufenden Saison brachten ihm als Trainer auch den Sieg des DFB-Pokals ein, obwohl seine bisherige Elf im laufenden Wettbewerb bereits ausgeschieden war.

Zwei Jahre blieb der Mann, der von sich behauptet, Jürgen Klopp entdeckt zu haben und der tatsächlich Spieler wie Bernd Schuster unters Bayerkreuz holte, in Leverkusen. Zuhörer lernten den aus ärmlichen Verhältnissen stammenden Fußballer kennen, der es mit viel Talent und Disziplin schaffte, zu einem der besten Spieler seiner Zeit aufzusteigen. Sie hörten, wie der einst als weltbester geltende Außenverteidiger begeistert über seine Teilnahme bei Pelés Abschiedsspiel vor 182 000 Stadionbesuchern sprach.

Und sie erlebten einen Mann, dessen Image sich fundamental von dem als "Hansdampf in allen Gassen" oder "Paradiesvogel der Liga" unterschied. Schon seine Mutter habe ihm beigebracht, dass es Siege und Niederlagen gebe. Aber er dürfe nie vergessen: "Lebbe geht weider."

(gkf)
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