Leverkusen Ex-Stadtchefs: "Das sollte ein OB können . . ."

Leverkusen · Die drei ehemaligen Oberbürgermeister Mende, Hebbel und Küchler beschreiben die Herausforderungen dieses Amtes.

Zusammen bringen sie 15 Jahre Amtszeit als Oberbürgermeister von Leverkusen auf die Waage. Seit der Einführung der Direktwahl des Stadtchefs hat es nach jeder Legislaturperiode einen Wechsel gegeben. Das hat zur Folge, dass es in Leverkusen mittlerweile drei Ex-Oberbürgermeister gibt, die alle entweder noch politisch aktiv sind, oder es zumindest bis vor wenigen Monaten noch waren.

Selbstverständlich verfolgen die drei den aktuellen Wahlkampf um den Chefsessel im Rathaus mit großem Interesse. Und sie teilen nun auf Anfrage unserer Zeitung einmal ihre ganz persönliche Auffassung darüber mit, was ein guter Oberbürgermeister können sollte - ganz gleich, ob der nächste erneut Buchhorn heißt, oder aber Richrath.

Dr. Walter Mende (SPD) "Ein guter Oberbürgermeister muss zunächst einmal die Fähigkeit zum Dialog besitzen", sagt der erste direkt gewählte Verwaltungschef Leverkusens. Doch gerade das Wort Verwaltungschef sieht Mende kritisch, denn ein Oberbürgermeister sei deutlich mehr: "Er bewegt sich in komplexen Machtstrukturen, in denen Stadtrat, gesetzliche Vorgaben, aber auch die Bürgerschaft eine wichtige Rolle spielen." Daher könne er nicht einfach regieren, sondern müsse immer "mit offenem Visier kommunizieren". Außerdem hilfreich: Erfahrung im Management einer größeren Personaleinheit, die Fähigkeit, Arbeit auch zu delegieren - und Offenheit für Beratung. Ein OB muss Visionen für eine sinnvolle Stadtentwicklung liefern, deren Verwirklichung nicht selten auch über seine eigene Amtszeit hinausgehen kann, findet Mende. Und schließlich müsse er Mitarbeiter motivieren können, denn: "Lob ist das Brot für die Seele - und Beförderungen beispielsweise kosten nur einen Bruchteil dessen, was etwa eine neue Verwaltungsstelle kosten würde, können aber einen sehr motivierenden Effekt besitzen."

Paul Hebbel (CDU) Der Christdemokrat, der von 1999 bis 2004 Leverkusens Oberbürgermeister war, ist überzeugt, dass jemand, der keine Verwaltungserfahrung hat, nur sehr schwer erfolgreich eine Verwaltung wie in Leverkusen führen kann. Er selbst konnte beim Landschaftsverband, der Bezirksregierung und im Ministerium reichlich Erfahrung sammeln - und hat es später im Amt sehr zu schätzen gewusst. "Auf so einem Posten lauern derart viele Fettnäpfchen, dass jemand ohne Erfahrung schon in dreien drinsitzt, bevor er sich recht versieht", warnt Hebbel. Immerhin würden in einer Stadt wie Leverkusen große Millionensummen bewegt, da kann jeder Fehler Folgen haben. 50 Millionen Euro wurden in Hebbels Amtszeit beispielsweise in Schulen investiert - für die Finanzierung habe die Stadt unter anderem ihre Bayer-Aktien verkauft. Auch TeleLev wurde veräußert - ein Deal, der bis zuletzt geheim gehalten werden musste, damit die Preise nicht in den Keller fielen. Womit Hebbel bei einer weiteren Oberbürgermeister-Tugend wäre: "Er muss im Zweifelsfall verschwiegen sein, sich aber auf die Verschwiegenheit seiner engsten Mitarbeiter auch verlassen können - wie ich damals etwa auf den städtischen Finanzdezernenten Rainer Häusler." Übrigens ein SPD-Mann.

Ernst Küchler (SPD) Nur wenige hundert Wählerstimmen entschieden 2009 darüber, dass Ernst Küchler das Amt des Oberbürgermeisters an seinen CDU-Herausforderer Reinhard Buchhorn abgeben musste. Dennoch hat der SPD-Politiker zufrieden registriert, dass auch seinem Nachfolger das Thema Stadtentwicklung besonders am Herzen liegt. "Denn die voranzutreiben", sagt Küchler, "ist die größte Fähigkeit, die ein guter Oberbürgermeister mitbringen sollte." Sei es in den sechziger Jahren die Entwicklung der Neuen Mitte in der Stadt gewesen, später dann das von ihm mit angestoßene Bahnstadt-Projekt Opladen oder auch die Rathaus-Galerie - all dies seien wichtige Entwicklungen in einer lebendigen Stadt wie Leverkusen. "Auch wenn ein Oberbürgermeister damit leben muss, dass so manches, was in seiner Amtszeit gesät wurde, später von einem anderen geerntet wird." Weil ein Oberbürgermeister aber selbst in seiner Verwaltung für einfache Mitarbeiter oft als unerreichbar empfunden wird, sieht es Küchler als unverzichtbar an, dass er sich gerade für die Belange dieser Leute interessiert und einsetzt. "Ich selbst habe immer mal wieder einen ganzen Tag in einer Verwaltungs-Abteilung verbracht, um die Abläufe und Arbeitsbelastungen kennen zu lernen, aber eben auch für die Leute ansprechbar zu sein", berichtet er. Denn ein Oberbürgermeister, der abgehoben sei, regiere letztlich an den Menschen vorbei.

Eins können alle drei Ex-Oberbürgermeister den jetzigen Kandidaten aber mitgeben: Sie dürfen nicht an ihrem Sessel kleben, denn bislang hat es in Leverkusen noch kein Amtsinhaber geschafft, für eine zweite Amtszeit gewählt zu werden.

Am Sonntag, 13. September, sind alle schlauer - also abwarten.

(RP)
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