Leverkusen Experte: "Die A1-Brücke ist nicht zu retten"

Leverkusen · Die A1-Brücke bei Leverkusen stammt aus den 1960er Jahren und ist marode. Seit Wochen ist die Rheinquerung für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen gesperrt. Analysen haben ergeben, dass die Schäden an der Brücke noch gravierender sind als befürchtet. Sogar eine Komplett-Sperrung ist nicht auszuschließen.

Spezialgruppe kontrolliert an A1-Rheinbrücke
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Spezialgruppe kontrolliert an A1-Rheinbrücke

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Foto: irz

Die A1-Brücke in Leverkusen ist ein Nadelöhr: Zwischen dem Kreuz Leverkusen und dem Kreuz Leverkusen-Süd verlaufen mit der A1, A3 und A59 wichtige Autobahnen für den Fern- und Pendlerverkehr.

Schon seit Wochen aber ist die A1-Brücke für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen gesperrt. Der Grund: Die Schäden an der mehr als 50 Jahre alten Brücke sind so gravierend, dass der Verkehr reguliert und eingeschränkt werden muss. Die Auswirkungen sind spürbar in Form von Staus an den Zubringern.

Doch bald könnte alles noch viel schlimmer kommen: Die Schäden sind wohl gravierender als bislang angenommen. Analysen des in Trägern und Brückenelementen verarbeitenden Stahls haben ergeben, dass das verwendete Material verunreinigt ist. Der Stahl stammt aus den 1960er Jahren.

Das sei nach Angaben von StraßenNRW ein Grund dafür, warum an der Brücke immer wieder neue Schäden auftreten. Offenbar habe es damals in der Stahl-Produktion Probleme gegeben. So konnten sich Chemikalien im Stahl bilden, weil der Stahl minderwertig gewesen sei.

"An vielen Stellen haben wir schon Stahlteile ausbauen müssen und durch neue ersetzt. Die Brücke ist nicht zu retten", sagte Norbert Palm von StraßenNRW dem WDR. Derzeit werde geprüft, ob das Fahrverbot für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen auf absehbare Zeit überhaupt gehalten werden kann — oder ob die Brücke komplett gesperrt werden muss. "Das ist ein Worst-Case-Szenario, mit dem wir uns beschäftigen", sagt Bernd Löchter von StraßenNRW auf Anfrage.

Das Problem ist täglich sichtbar und spürbar: Trotz Verbot überqueren viele Lkw den Rhein auch weiterhin. Für Polizei und Straßendienst hat ein Wettlauf mit der Zeit begonnen: Die jüngst festgestellten Risse müssen in den nun begonnen Reperaturmaßnahmen schnellstmöglich und innerhalb eines Zeitraums von drei Monaten beseitigt werden.

Die Polizei Köln kontrolliert Lastwagen daher mit "Gewichtsblitzern", die seit 26. Juni im Einsatz sind. Inzwischen wurden 17.000 zu schwere Fahrzeuge fotografiert.

Im Kampf gegen rücksichtslose Fahrer setzt die Polizei nun auf ihre Spezialgruppe "Schwerlastverkehr". Ein Erfolg sind auf jeden Fall die Gewichtsblitzer. Inzwischen ist die Brücke nicht mehr im Mautsystem buchbar.

Um die Schäden an den Seilverankerungen reparieren zu können, werden derzeit die Betonschutzwände am Mittelstreifen entfernt. Sie werden durch Stahlschutzwände ersetzt. So wird die Brücke um rund 500 Tonnen leichter. Ob das ausreicht, die Brücke auf Dauer zu stabilisieren, ist nach Ansicht von Experten allerdings fraglich.

(nbe)
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