Leverkusen Fachleute kritisieren: In Leverkusen mangelt es an Defibrillatoren

Leverkusen · Vor einigen Tagen ging die Geschichte durch die Medien, dass ein achtjähriger Junge seinen zweijährigen Bruder nach einem Unfall im eigenen Swimmingpool in der Nähe von Frankfurt wiederbelebte. "Der Bruder hat außergewöhnlich verständig reagiert", lobte einer der Sanitäter, der kurze Zeit später an den Unfallort kam und feststellte, dass der Junge wieder bei Bewusstsein war.

 Herzmassage - wie es richtig geht, zeigten jetzt Bastian Etti und Christoph Benz beim Reanimationstag in der Rathaus-Galerie.

Herzmassage - wie es richtig geht, zeigten jetzt Bastian Etti und Christoph Benz beim Reanimationstag in der Rathaus-Galerie.

Foto: Uwe Miserius

Reanimation ist in dieser Woche ein bundesweites Thema. Denn die "Woche der Wiederbelebung" bietet den Bürgern die Chance auf Wissen und praktische Aufklärung. John Bastian Etti von der med1plus GmbH erklärte zum Beispiel den Passanten in der Rathaus-Galerie jetzt, dass Herzversagen immer noch die häufigste Todesursache ist. An Erwachsenen- und Kinderpuppen konnten Besucher nicht nur eine Art Schnellkurs für eine Herzmassage und Mund-zu-Mund-Beatmung absolvieren, sondern auch Defibrillatoren testen.

Erschreckend sind für Etti die statistischen Werte für eine erfolgreiche Wiederbelebung in Leverkusen. Bleibt das Herz stehen, können nur sieben Prozent ohne bleibende Schäden reanimiert werden. "Natürlich muss alles schnell gehen, oft ist das größte Problem, dass das Hirn nicht mit ausreichend Sauerstoff versorgt wird und Folgeschäden bleiben. Aber in anderen Ländern ist die Statistik wesentlich besser", sagt er. In London liege die Erfolgsrate bei rund 35 Prozent, in Seattle/USA wäre sie noch höher. Das läge vor allem daran, dass beide Städte im Erste-Hilfe Bereich gut organisiert seien.

Zwar gäbe es für Laien bereits günstige Defibrillatoren zu kaufen, die fast selbsterklärend einzusetzen sind. Aber die hat freilich kaum jemand im Alltag dabei. Sucht man im Internet nach AED-Standorten in Leverkusen, wo es einsatzbereite Defibrillatoren gibt, findet man in Wiesdorf vier, in Schlebusch fünf - etwa an der Rathausgalerie-Info und bei Apotheken. Für die übrigen Stadtteile wird nichts angegeben. "In London kann man die Standorte innerhalb von zwei Minuten erreichen, egal aus welcher Ecke", führt Etti aus, "dort gibt es zudem eine Sechs-Minuten-Hilfsfrist, die liegt bei uns in der Stadt bei acht bis zehn und im Land bei zehn bis zwölf Minuten".

(hawk)
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