Leverkusen/Solingen Falsche Bio-Eier: So leben Hühner in der Region

Leverkusen · Der Skandal um die angeblichen Bio-Eier aus Niedersachsen zieht immer weitere Kreise. Vielleicht haben auch die Leverkusener deutlich mehr für ein Ei von "glücklichen" Hühnern bezahlt. Wir erklären, wie Leverkusener Landwirte ihre Hühner halten und welche Eier auf dem Markt sind.

Eier: Das bedeutet der Aufdruck - Buchstaben & Zahlen
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Das bedeutet der Aufdruck auf Eiern

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Foto: dpa/Matthias Bein/dpa

Das sagt der konventionelle Bauer: Friedhelm Kamphausen hält 7200 Hühner in Kleingruppen und 250 Freilandhühner auf dem Grunder Hof. Er ist Anti-Bio aus Überzeugung. "Wir fahren eine andere Schiene und haben bewusst die 3 auf dem Ei stehen", sagt Kamphausen. "Meine Überzeugung ist die große, saubere Stallhaltung." Die Zahl auf dem Ei zeigt dem Kunden an: Käfighaltung. Diese ist aber seit 2009 in Deutschland und seit 2012 in Europa verboten. "Da wird es kompliziert, denn es heißt immer noch so."

Nun leben seine Hühner nicht mehr zu viert in einem Käfig, sondern in Kleingruppen von 40 Hühnern. "Größere Gruppen sind Stress für die Tiere." Es gäbe Schonmatten, Sitzstangen auf zwei Ebenen und Nester mit Vorhang. Der Mist fällt nach unten durch und wird von einem Förderband abtransportiert. 2,50 x 1,80 Meter steht den Tieren zur Verfügung. Das findet Kampfhausen artgerechter als 3000 Hühner zusammen in Bodenhaltung. Im Herbst war das Landesamt auf dem Hof in Lützenkirchen und hat kontrolliert, dass die Eier mit der 3 nicht fälschlicherweise als Freilandeier verkauft werden. "Es wurden die Lieferscheine kontrolliert und ich musste nachweisen, dass die verkauften Mengen stimmen." Ergebnis: Alles in Ordnung.

Das Ei aus der Kleingruppe kostet je nach Größe zwischen 16 und 22 Cent (XL 30 Cent), die Freilandeier kosten 24 bis 29 Cent. Die Eier aus der Freilandhaltung werden nicht an Supermärkte geliefert.

Das sagt der Biobauer: Theo und Jutta Höffken betreiben das Gut Hohenscheid im Solinger Süden seit 1993 nach den Richtlinien des Naturlandverbandes. "Da wir selber produzieren, haben wir eine ganz andere Glaubwürdigkeit", sagt Theo Höffken. Mit Skepsis der Kunden hat man "erfahrungsgemäß keine Probleme". Es leben 160 Hühner auf dem Hof, das Angebot wird aktuell zur Hälfte mit anderen Bio-Eiern aufgefüllt, da die Legeleistung der Hühner nicht ausreicht.

Angesichts der vergleichsweise kleinen Tierzahl "könnte man ja fast durchzählen." Und eben nicht deutlich mehr Tiere halten. Einmal im Jahr wird der Familienbetrieb von einem unabhängigen Institut angemeldet überprüft, unangemeldete Zwischenkontrollen sind ebenfalls möglich, auch von der Landesbehörde. Das Bio-Ei vom Gut Hohenscheid kostet 32 Cent.

Das sagen die Betreiber von Hofläden: Marion Klein vom Bauernladen Klein vertraut ihren Lieferanten "100 Prozent": die Eier kommen aus einer Bodenhaltung bei Münster und dem Geflügelhof Steffens in Bergisch Gladbach. "Artgerechte Haltung sagt manchmal mehr aus als Bio", erklärt Klein, die sich über das Bild vieler Verbraucher wundert: "Man möchte billig und hat ein Bild von einer kleinen Wiese vor Augen. Das funktioniert nicht." Die Eier im Bauernladen kosten zwischen 20 und 28 Cent.

Im Reformhaus Pothmann sind die Kunden auch nicht verunsichert: "Wir bieten seit mehr als zehn Jahren die Bio-Eier von Heiler an", sagt Verkäuferin Petra Saszerath. "Das Problem haben ja eher die Supermärkte mit den angeblichen Bio-Produkten." Die Vierer-Packung der Eier kostet 1,90 Euro.

Das sagt die Verbraucherzentrale: Weder in der Geschäftsstelle Leverkusen noch am Telefon für Ernährungsfragen gibt es Anfragen von besorgten Eier-Käufern: "Der Verbraucher unterscheidet, ob eine Gesundheitsgefahr besteht wie bei den Dioxin-Eiern oder eine Täuschung vorliegt", sagt Christiane Kunzel.

(irz)
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