Leverkusen Falsches Parken in der City ist manchmal reine Notwehr

Leverkusen · Querparker, Schrägparker und Nimm-2-Stellplätze-Parker. Wieso nutzen immer mehr Fahrer mehr als einen Parkplatz für einen Pkw? Der Blick in einer Leverkusener Parkhaus zeigt: Manchmal ist es Notwehr.

Leverkusen: Wenn Falschparken die einzige Möglichkeit ist
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Wenn Falschparken die einzige Möglichkeit ist

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Foto: Adac/Fotos: US

Samstagvormittag in der City. Leverkusen ist erwacht, die Kunden rollen Auto an Auto in die Parkhäuser. Ab 11 Uhr wird es langsam voll in der Tiefgarage Wöhlerstraße. Mühsam quetschen sich die Fahrer auf die Parkplätze. Teils wird haarscharf an Betonsäulen oder dem Heck des nebenan stehenden Pkw vorbei gezirkelt. Beim Rundgang fällt auf: Ein Dutzend Autofahrer beansprucht frech für ihren Wagen gleich zwei Parkplätze. Frech? Diese Art des Parkens ist für viele sichtbar reine Notwehr. Ein Beispiel: Zwischen Wänden sind zwei Stellplätze markiert. Einer ist zwei Meter breit, der andere nur 1,90 Meter. Das reicht selbst in der Golf-Klasse nicht für zwei Fahrzeuge, also stellt sich der Fahrer des Opel auf beide Plätze.

Mindestens 2,30 Meter breit

Nach der Sonderbauverordnung, Teil V, sollen Senkrecht-Parkplätze mindestens 2,30 Meter breit sein. Liegen die Plätze an Wänden, sind 2,50 Meter gefordert, schreibt die Stadt. Der ADAC fordert grundsätzlich 2,50 Meter: "Allein beim VW Golf liegen zwischen dem ersten Modell 1974 und dem aktuellen mehr als 40 Zentimeter, die das Fahrzeug in die Breite gewachsen ist", sagt Dr. Roman Suthold, Leiter des Bereichs Verkehr und Umwelt beim ADAC Nordrhein: "Da kommen Sie mit der gesetzlichen Breite von 2,30 Metern sehr schnell an Ihre Grenzen, deshalb wollen wir 2,50 Meter."

In den "alten" Tiefgaragen der Stadtmitte wird diese Komfortbreite aber kaum geboten. Und wer mit einem SUV mit circa 2,20 Meter Wagenbreite ankommt, muss sich breit machen, um auch noch aus- und einsteigen zu können. Dazu kommt die ewige Furcht des Autofahrers, der Nachbarparker könnte das heilige Blechle verschrammen.

Kennzeichen aufschreiben

Marco Hildebrand ist Kfz-Sachverständiger in Leverkusen. Er sagt: "Wer wirklich sicher gehen will, dass er am Ende nicht auf einem dicken Schaden wegen einer Delle in der Tür sitzen bleibt, sollte sich die Kennzeichen seiner Nachbarn links und rechts aufschreiben und am besten noch ein Foto machen." Stellt er später dann einen Schaden fest, sollte er ein Gutachten in Auftrag geben beziehungsweise sich auch einen Anwalt nehmen. Das verursache zwar Kosten, "aber eine eingedellte Tür liegt je nach Fahrzeug auch zwischen 500 und 700 Euro", sagt Hildebrand. Es lohne sich also.

Der Bundesverband öffentlich bestellter und vereidigter sowie qualifizierter Sachverständiger (BVS) empfiehlt in einer Studie sogar Stellplatzbreiten zwischen 2,50 Meter und 2,75 Meter, je nach Begrenzungen und technischen Erfordernissen. "Maßgebend ist das Ein- und Aussteigen des Fahrers", sagt Ingenieur Walter Herre, der die Untersuchung geleitet hat. Geringere Breiten schränkten automatisch die Nutzbarkeit der Stellplätze ein - förderten damit also auch das "Zuparken" mehrerer Plätze.

Wenig Interesse an Modernisierung

ADAC-Experte Roman Suthold hat allerdings die Erfahrung gemacht, dass Besitzer von Parkhäusern in guter City-Lage oft kein Interesse an einer Modernisierung ihrer Plätze haben. Die handelten schlicht nach dem Motto: "Das habe ich nicht nötig. Mein Parkhhaus wird sowieso voll." Unser Tipp übrigens: Fahren Sie im Forum immer in die untere Parketage, da ist meist auch dann noch viel Platz, wenn oben schon Gedränge herrscht. Deutlich besser ist das Parkhaus West (vom Europaring aus zu erreichen, wenn man die alte Tiefgarage Richtung Ausfahrt quert). Diese relativ neue Tiefgarage hat oft reichlich Platz und sogar einige wenige XXL-Plätze mit satten 2,80 Metern Breite. Von da aus ist es übrigens nur wenige Meter bis zur Fußgängerzone in Wiesdorf.

(RP)
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