Leverkusen Fastelovend mit kleinen Hindernissen

Leverkusen · Erkrankte Moderatoren, Künstlerabsage und weniger Publikum als gewöhnlich - am vergangenen Sessionswochenende wurden die Jecken vor und während der Sitzung arg geprüft - und meisterten doch alle Hürden bis zum Vergnügen.

 Fest am Dom mit Würdenträgern: vorne (v.l.) Hermann-Josef Bothmann und Hartmut Vogt (zwei mal elf Jahre) haken sich bei Bohnenkönig Heinz Haase unter, ebenso wie Franziska Richter (zwei mal elf) und die neue Ehrensatorin Christa Engelhardt. Hinten (ab 2. v.l.) freuen sich Dieter Misere, Hans Hermes und Hans Oerding als neue Ehrensenatoren neben Senatspräsident Roland Lünnemann.

Fest am Dom mit Würdenträgern: vorne (v.l.) Hermann-Josef Bothmann und Hartmut Vogt (zwei mal elf Jahre) haken sich bei Bohnenkönig Heinz Haase unter, ebenso wie Franziska Richter (zwei mal elf) und die neue Ehrensatorin Christa Engelhardt. Hinten (ab 2. v.l.) freuen sich Dieter Misere, Hans Hermes und Hans Oerding als neue Ehrensenatoren neben Senatspräsident Roland Lünnemann.

Foto: Miserius Uwe

Das "Fest am Dom" bildete den Auftakt zum Start ins drittletzte Wochenende dieser Session. Die Närrische Kolpingsfamilie Opladen hatte Freunde und Förderer zu einem gemütlichen Abend in den Remigius-Saal eingeladen. Zugleich wurden Senatoren für vieljährige Treue geehrt und Christa Engelhard, Hans Hermes, Markus Rubert sowie Dieter Misère als neue Senatoren aufgenommen. Seit Jahren ist es guter Brauch, einen Bohnenkönig zu küren. Einst wurde dieser "König" im Mittelalter aus den Reihen des Volkes ermittelt. Vermutlich ist auch die heute übliche Inthronisierung eines Narrenfürsten auf dieses Ritual zurückzuführen. Der damalige Sieger musste ein Maskenfest spendieren.

Zuletzt biss Heinz Haase, Ex-Prinz des Jahres 2013, in das einzige von 20 Gebäckstücken, in das eine Bohne eingebacken war. "Das fehlte mir noch im Karneval", scherzte Haase. Als Bohnenkönig hat er auch das Recht, am Rosenmontagszug auf dem Wagen der Gesellschaft mitzufahren. "Eigentlich bin ich Wagenengel bei der Prinzengarde Opladen, aber ich suche einen Vertreter", sagte der Ehrensenator. Vor Jahren hatte Präsident Achim Schöllmann dieses alte Ritual neu belebt. Am Freitag mussten die Gäste auf ihn verzichten. Der Grund für seinen Ausfall hieß Hannah-Marie, war drei Tage jung, 50 Zentimeter groß und 3500 Gramm schwer und ist sein zweites Kind.

 Stadtgarde-Präsident Thomas Lingenauber (r.) verlieh seinem Vorgänger Artur Wenz für 60 Jahre Mitgliedschaft den Verdienstorden der Gesellschaft; der erster Vorsitzende Kurt Albers (2 v.r.) gratulierte.

Stadtgarde-Präsident Thomas Lingenauber (r.) verlieh seinem Vorgänger Artur Wenz für 60 Jahre Mitgliedschaft den Verdienstorden der Gesellschaft; der erster Vorsitzende Kurt Albers (2 v.r.) gratulierte.

Foto: Uwe Miserius

An seiner Stelle übernahmen Vorsitzender Hermann-Josef Bothmann und Senatspräsident Roland Lünnemann die Moderation des Abends, an dem neben Speisen und Getränken auch ein kleines karnevalistisches Programm geboten wurde. Mit seinem Charme eroberte Prinz Matze I. die Herzen der Gäste im Nu. Gemeinsam singen und lachen helfe immer, unterstrich er bei seinem Appell für den traditionellen Karneval.

Ganz in Blau und Gelb war die Stadthalle Bergisch Neukirchen am Samstag getaucht. Dort feierte die Karnevalsgesellschaft Stadtgarde ihr närrisches 66. Jubiläum. Schon vor dem offiziellen Start verteilte Präsident Thomas Lingenauber im Publikum blaue Luftballons mit der Zahl 66.

 Naseweises Programm hatten die Kinder der KG Feuerwehr vorbereitete. Sie waren der Eisbrecher auf der Familiensitzung in Opladen.

Naseweises Programm hatten die Kinder der KG Feuerwehr vorbereitete. Sie waren der Eisbrecher auf der Familiensitzung in Opladen.

Foto: uwe Miserius

Er selber hatte gleich doppelten Grund zur Freude. Denn dies war auch sein 12. Hochzeitstag. "Wir haben in Uniform geheiratet", erinnerte Lingenauber an das Ereignis. "Karneval ist ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens." Mit den Veranstaltern zogen Prinz Manfred I., Bauer Frank und Jungfrau Raphaela - das Dreigestirn der KG "Löstije Donswieler" aus Dansweiler (Pulheim) - auf die Bühne. Der Kontakt besteht seit fünf Jahren, Lingenauber und Bauer Frank sind Arbeitskollegen. "Wir wollen versuchen, Kölner Flair zu uns zu holen", sagte Lingenauber, ehe die Gäste ihren Tanz vorführten und das weitere Programm - etwa mit Redner Volker Weininger, der Band "Filue" und den "Jungen Trompetern" - verfolgten. Fast wäre der Ablauf ins Trudeln geraten. Denn erst in der Nacht zuvor hatte Literat Walter Kern den Anruf eines Künstlers erhalten, der seinen Termin absagte. Kurzfristig konnte Kern für Ersatz sorgen.

Die flotten Tänze des Stadtgarde-Nachwuchses brachen das Eis. Seit einem Jahr gibt es acht Minis zwischen vier und fünf Jahren, die von Sabine Recktenwald ebenso trainiert werden wie fünf Tänzerinnen. Sohn Patrick ist aus beruflichen Gründen ausgeschieden, Tochter Alina bleibt aktiv. Das Geschwisterpaar, das bei den Deutschen Meisterschaften den achten Platz belegte, war bis zum Vorjahr gemeinsam auf der Bühne.

Der Saal bei der Familiensitzung der KG Feuerwehr war ungewöhnlich leer. Literatin Birgit Schöning-Klein hatte alles versucht, blieb aber auf vielen Karten sitzen. Dabei bot das Programm einen bunten Querschnitt durch den Veedels-Karneval. Highlight des Abends war zweifellos die politische Rede des gebürtigen Leverkuseners Dr. Jens Singer, der im rheinischen Karneval als "Dä Schofför der Kanzlerin" auftritt. "Endlich wieder in Opladen", sagte Singer, der mit vier Kollegen aus Berlin unterwegs war, um ihnen den rheinischen Karneval zu zeigen. Es sei spannend, das tatsächlich einmal alles zu erleben, urteilten die jungen Leute, ehe sie den "Schofför" von der Empore beobachteten.

Bekleidet mit weißem Hemd, roten "Köln-Hosenträgern" und einer Krawatte in den Bundesfarben witzelte er über Politik zwischen Rhein und Spree. Seine schwarze Schofför-Mütze hatte er da schon gegen die Senatoren-Mütze der Feuerwehr getauscht. Die Veranstaltung mangels Zuspruch ausfallen zu lassen sei keine Option gewesen, betonte Sitzungspräsident Holger Dick, der sich krankheitsbedingt durch Präsident Manfred Schäfers - mit 72 Jahren Leverkusens ältester amtierender Präsident - vertreten ließ. "Damen und Herren wollen lieber getrennt feiern", vermutete Schöning-Klein, die einen Plan hat, der vom Vorstand noch nicht genehmigt ist. "Ich möchte wieder Karneval anno pief feiern", also Karneval von früher, sagte die Literatin.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort