Leverkusen Festnahmen: Polizei fischte "irische Dach-Haie" ab

Leverkusen · Ein Rentner aus Leverkusen wurde Opfer von "Dach-Haien". Ein Dachdecker aus der Nachbarschaft alarmierte die Polizei. Gestern begann der Prozess.

Der Prozess war schon nach wenigen Minuten vorbei. Weder die beiden Angeklagten noch ihr Verteidiger sind gestern vor dem Amtsgericht in Opladen erschienen. Dennoch konnte das Opfer, ein Leverkusener Rentner, einigermaßen zufrieden sein. Denn Richter Brandt teilte mit, dass die beiden Täter vier Wochen in Untersuchungshaft gesessen haben und nur gegen eine Kaution frei kamen. Diese Gelegenheit nutzten sie wohl, um sich aus dem Staube in Richtung ihrer Heimat Irland zu machen.

"Offensichtlich hat die Haft ihre Wirkung nicht verfehlt", merkte der Opladener Richter noch an. Das Opfer wird letztlich jedoch auf einem Schaden von rund 1000 Euro sitzen bleiben.

Und der Mann kam damit noch sehr glimpflich davon. Hätte nämlich nicht auch der reine Zufall geholfen, wäre dem Rentner mit einer aufwändigen Reparatur seines Daches ein wesentlich höherer Schaden entstanden. Denn er wurde das Opfer von "Dach-Haien". Die Fügung: In der Nachbarschaft wohnt ein Dachdecker, der kurz zuvor kleinere Schäden repariert hatte.

Am 16. September klingelten an der Tür des Rentners zwei junge Männer und boten an, für 200 Euro das Dach zu reinigen - so wie sie es angeblich gerade bei einem Nachbarn gemacht hätten. Der Rentner willigte ein. Als die beiden Männer schon auf dem Dach zugange waren, kam zufällig der Dachdecker aus der Nachbarschaft, Gerhard Zager, vorbei und wunderte sich über die seltsamen Geräusche von oben: "Als Dachdecker erkennt man sofort, dass da jemand am Dach tätig ist." Und zwar nicht auf der zur Straße hin sichtbaren Seite, sondern da, wo man es nicht sofort bemerkt.

Weil er ja erst selbst kürzlich Arbeiten am Dach seines Kunden verrichtet hatte, kam ihm das äußerst seltsam vor. Er sah nach und bemerkte sofort, dass da keineswegs Reparaturarbeiten vorgenommen wurden. Ganz im Gegenteil: Er fand ein Fahrzeug mit englischem Kennzeichen, Leitern und zwei Männer auf der Gebäude-Abdeckung. Er entdeckte auch schnell die großen Schäden. Sofort informierte der Dachdeckermeister die Polizei, die die beiden Betrüger an Ort und Stelle festnehmen konnte.

Gerhard Zager wiederum hat den Schaden fotografisch dokumentiert. Die Bilder zeigen nicht nur mutwillige Beschädigungen durch entfernte Dachziegel, sondern auch abgebrochenes Holz und zertretene Ziegel. Die Betrüger waren ihrerseits schon beim Opfer gewesen und wiesen auf die angeblich notwendigen Reparaturen hin und unterbreiteten auch gleich einen "Kostenvoranschlag" von über 5000 Euro. Das Geld hätte natürlich als Vorkasse geleistet werden sollen. Wahrscheinlich wären die Täter mit dem Geld dann einfach verschwunden, ohne den selbst angerichteten Schaden zu beseitigen. Nun hat Dachdecker Zager die Reparaturen fachgerecht behoben, was allerdings rund 1000 Euro kostete.

Die könnte nun der Rentner bei den beiden Betrügern zivilrechtlich einklagen - wenn das nicht so aussichtslos wäre. So kam das Opfer wenigstens noch einigermaßen erträglich davon und war sichtlich heilfroh, dass es nicht noch viel teuer gekommen ist. Den Rat von Richter Brandt will sich der Rentner zu Herzen nehmen: "Vorsicht bei allem, was an der Haustür angeboten wird!" Auch Dachdecker Zager klärt auf: Ein Dach muss praktisch nie gereinigt werden. Lediglich, wenn die sogenannte aufgebrannte Tonschlemme wegen Luft-, Wasser- und Frosteinwirkung abplatzen sollte, müsste schon einmal ein Ziegel ausgetauscht werden.

(sg-)
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