Leverkusen Anwohner: "Ich habe Todesangst vor rechten Anschlägen"

Leverkusen · An der Heinrich-Lübke Straße im Leverkusener Stadtteil Schlebusch hat die Stadt zwei Hotelgebäude erworben, um darin bis zu 100 Flüchtlinge unterzubringen. An der Straße soll noch eine weitere Flüchtlingsunterkunft für 400 Menschen entstehen. Die Anwohner fürchten sich nun nicht etwa vor den Flüchtlingen, sondern vor Angriffen von außen.

Flüchtlinge in Leverkusen-Schlebusch: Anwohner in Sorge
Foto: Uwe Miserius (Archiv)

Noch ist das "Atrium" ein "modernes Hotel in ruhiger Lage im Leverkusener Stadtteil Schlebusch". So wird es im Internet beworben, als Wohnmöglichkeit in Zimmern mit einem eigenen Bad und einem Schreibtisch sowie allen modernen Annehmlichkeiten, mit der Nähe zu Golf- und Tennisplätzen und einem reichhaltigen Frühstücksbüffet.

Doch nicht mehr lange: Denn die Stadt hat auf ihrer Suche nach neuen Unterbringungsmöglichkeiten für Flüchtlinge die zwei Hotelgebäude erworben und will hier spätestens Anfang 2016 bis zu 100 Flüchtlinge überbringen. Dies entspricht der heutigen Kapazität für Hotelgäste.

Montagabend wurden die Anwohner über die neue Nutzung der Hotelgebäude Heinrich-Lübke-Straße 36 und 40 informiert. Ängste und Sorgen wurden formuliert von einigen der knapp 200 Besuchern, die in der Aula der Gesamtschule Ophovener Straße von Oberbürgermeister Uwe Richrath und den Dezernenten Markus Märtens (Soziales) und Andrea Deppe (Bauen) informiert wurden, was aus dem Atrium genau werden soll: eine Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge.

Zwar wurde deutlich, dass wohl niemand der Anwohner eine solche Unterkunft in unmittelbarer Nähe wünscht, doch laute Proteste gab es nicht, weil die wohl auch sinnlos gewesen wären. Die Stadt muss reagieren auf Anweisungen "von oben", der kommunalen Behörde wird lediglich mitgeteilt, dass demnächst wieder Flüchtlinge zugewiesen werden, die sie unterzubringen habe. Derzeit sind es 80 Menschen pro Woche.

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Foto: Dieter Weber

Dennoch - so hofften zumindest Richrath und die Dezernenten - konnten wenigstens einige Ängste genommen werden. Ein unmittelbarer Anwohner habe dabei nicht Furcht vor den Flüchtlingen, wie er betonte, sondern eher vor Angriffen von außen. Wenn also das als Flüchtlingsunterkunft genutzte Hotel beispielsweise durch Rechte mit Brandsätzen angegriffen werde, sieht er auch sein Haus in Gefahr. Es grenzt direkt an das Hotelgebäude und sieht optisch gleich aus. Andere Anwohner haben Bedenken, dass ihre Anwesen in der Nachbarschaft an Wert verlieren könnten.

Jedenfalls werde es, wie bei anderen Flüchtlingsunterkünften in der Stadt, einen Sicherheitsdienst geben, der nicht nur die Bewohner der Unterkunft, sondern auch die Nachbarn schützen soll. Ein Leiter der Unterkunft werde auch für die Nachbarn ansprechbar sein, wenn etwas aus dem Ruder laufen sollte. Aber neben allen formulierten Ängsten und Bedenken gab es auch Hilfsangebote.

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Foto: dpa, fg jai

Dabei ist es allerdings nicht für jedermann verständlich, warum es an der Heinrich-Lübke-Straße gleich zwei Flüchtlingseinrichtungen geben soll; denn der ehemalige Sportplatz an der Heinrich-Lübke-Straße 140 in Steinbüchel wird gerade für den Bau von vier winterfesten Leichtbauhallen für 400 Flüchtlinge vorbereitet. Informationen dazu will die Stadtverwaltung auf einer weiteren Veranstaltung geben. Übrigens: Sprachprobleme in der Unterkunft "Atrium" mit den Flüchtlingen muss es nicht geben, glaubt man der Internet-Werbung des "City Class Hotel Atrium Comfort": "Wir sprechen Ihre Sprache!"

Stadt-Info für Fragen zu Flüchtlingen: 0214 406 8811

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(sg-)
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