Leverkusen Flüchtlinge: Stadt kann nicht aufatmen

Leverkusen · Der Flüchtlingsstrom ist zurzeit abgerissen, trotzdem kann sich die Stadt nicht entspannt zurücklehnen. Sollte es wieder mehr Zuweisungen geben, muss Leverkusen durch den Wegfall der Landeseinrichtungen mehr Menschen aufnehmen.

Während einige Bürger jubeln werden, dass die vom Land geplante, umstrittene Flüchtlingsunterkunft an der Solinger Straße in Rheindorf doch nicht kommt, ist die Freude darüber bei der Stadt verhalten. Ebenso darüber, dass die Landeseinrichtungen an der Auermühle und der Heinrich-Lübke-Straße zum Ende des Jahres aufgegeben werden sollen. Denn die 1500 Landesplätze wurden - unabhängig von der Auslastung - voll auf das Leverkusener Kontingent angerechnet, der Stadt dementsprechend weniger Flüchtlinge zugewiesen.

"Zurzeit haben wir dadurch offiziell eine Erfüllungsquote von 148 Prozent", berichtet Sozialdezernent Markus Märtens. Berücksichtige man die tatsächliche Belegung, seien es hingegen nur rund 70 Prozent. "Gibt das Land einen Teil seiner Plätze auf, müssen wir damit rechnen, sukzessive wieder mehr Flüchtlinge in die städtischen Unterkünfte zugewiesen zu bekommen." Bezogen auf die Heime "Auermühle" und "Heinrich-Lübke-Straße", die Ende des Jahres geschlossen werden sollen und zusammen 1050 Plätze haben, bedeute dies, das die städtische Aufnahmeverpflichtung ab Mai 2017 um eben diese Zahl steige - allerdings nur, sofern neue Flüchtlinge im Land verteilt werden müssen.

"Nicht berücksichtigt werden dabei die Familiennachzüge", erklärt Märtens. Der Großteil der Flüchtlinge seien Männer, die allein hier angekommen seien. Wie viele von ihnen Frauen oder Kinder nachkommen lassen wollen, sei schwer vorhersehbar. Deshalb werde die Stadt alle schon auf den Weg gebrachten Containerunterkünfte umsetzen.

"Grundsätzlich haben wir aber kein Interesse an langfristigen Containersiedlungen", sagt Oberbürgermeister Uwe Richrath. Man brauche stattdessen dringend preiswerte Wohnungen. "Jeder Standort, an dem wir in der Stadt nachverdichten können, ist wichtig", ergänzt Baudezernentin Andrea Deppe. Bezahlbare Wohnungen würden auch nicht nur für Asylbewerber benötigt, sondern ebenso für Einheimische. "Auch Krankenschwestern, Polizisten und andere Berufsgruppen mit mittlerem bis geringem Einkommen brauchen Wohnungen mit erschwinglichen Mieten."

Aus diesem Grund plane man - sofern der Stadtrat zustimmt -, auf dem Areal "Zur Alten Fabrik" noch mehr preiswerte Wohnungen zu bauen als bisher vorgesehen. Möglich wird dies, weil die Stadt dort kein weiteres Flüchtlingsheim mehr bauen will.

Was derweil aus dem städtischen Grundstück an der Solinger Straße wird, steht noch nicht fest. Anwohner hatten zahlreiche Gründe ins Feld geführt, warum dort weder ein Flüchtlingsheim noch ein Gewerbegebiet entstehen dürfe, und sich unter anderem ans Denkmalamt gewandt, weil sich auf dem Gelände ein frühgeschichtliches Gräberfeld befinde. "Wir haben dort noch keinerlei Grabungen vorgenommen", sagte Deppe. Lediglich Planungen für die Landeseinrichtung. Dabei angefallene Kosten würden vom Land erstattet.

(sug)
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