Leverkusen Flüchtlinge: Stadt wirbt um Zustimmung

Leverkusen · Das vom Land für eine Flüchtlings-Unterkunft angefragte, 40 000 Quadratmeter große Gelände im Innovationspark Manfort hat Diskussionen ausgelöst. Oberbürgermeister Reinhard Buchhorn setzt sich für das Projekt ein.

 40 000 Quadratmeter auf diesem Gelände will das Land bebauen.

40 000 Quadratmeter auf diesem Gelände will das Land bebauen.

Foto: um

Eine erste Reaktion bekam Oberbürgermeister Reinhard Buchhorn bereits gestern Morgen. Am Nachmittag zuvor hatte der Stadtchef die Politiker im Hauptausschuss darüber informiert, dass NRW-Innenminister Ralf Jäger angefragt habe, ob Leverkusen dem Land 40 000 Quadratmeter für eine große Flüchtlingsunterkunft zur Verfügung stellen könne. Daraufhin hatte Buchhorn ein Gelände im Innovationspark vorgeschlagen.

Prompt meldete sich gestern die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Leverkusen (WFL) beim Stadtchef und bat um Abstimmung. Immerhin versucht sie das Areal zwischen der Dhünn (Höhe Kleingärten Schlebuschrath) und dem Hemmelrather Hof bereits seit vielen Jahren gewerblich zu vermarkten.

"Ich habe sowohl die WFL als auch die Industrie-und Handelskammer heute angeschrieben und den Vorschlag erläutert", berichtete der Oberbürgermeister gestern im Gespräch mit unserer Zeitung. Und er wird auch noch weitere Aufklärungsarbeit leisten.

Details zur Planung sollen am 2. Februar in Sondersitzungen von diversen politischen Fachausschüssen diskutiert werden. Danach muss der Stadtrat entscheiden. Buchhorn hat jedoch eine Reihe guter Argumente auf seiner Seite:

Kosten für Flüchtlinge: Die wichtigsten Antworten
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Kosten für Flüchtlinge: Die wichtigsten Antworten

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- Das Land NRW will die Erstaufnahme-Einrichtung für Flüchtlinge finanzieren und betreiben. Dies spart der Stadt rund sechs Millionen Euro pro Jahr.

- Die 800 Plätze, die dort zur Verfügung stehen sollen, werden auf das Leverkusener Aufnahme-Kontingent angerechnet. Effekt: Die Zahl der Flüchtlinge in Leverkusen würde statt jährlich 500 nur noch um 300 Personen steigen.

- Für zwei Jahre müsste die Stadt keine eigenen zusätzlichen Flüchtlings-Unterkünfte bereitstellen.

- Es gibt kaum unmittelbare Wohn-Nachbarschaft.

Vom so genannten Leverkusener Modell, das auf schnelle Vermittlungen von Flüchtlingen in normalen Wohnraum setzt, will sich die Stadt damit keineswegs verabschieden, stellte der Oberbürgermeister gestern noch einmal klar und lobte vor allem den Gemeinnützigen Bauverein Opladen, der enorm engagiert sei. "Wir haben gerade erst wieder Familien in solche dauerhaften Wohn-Lösungen vermittelt", betont der Stadtchef. Das Leverkusener Modell habe nach wie vor bundesweiten Vorbildcharakter. Aber die schiere Masse der Flüchtlings-Ankünfte sowie die Tatsache, dass im sozialen Wohnungsbau die Unterbelegung gerade mal 1,2 bis 1,4 Prozent betrage, lasse im Augenblick wenig Spielraum.

Mit den 800 für die mögliche neue Erstaufnahme-Einrichtung erwarteten Flüchtlingen habe das aber ohnehin weniger zu tun. Viele dieser Neuankömmlinge seien nicht einmal regelmäßige Mahlzeiten gewohnt. Das Land baue eine Mensa für geregelte Verpflegung, dazu eine Kindertagesstätte, Spiel-und Sportanlagen und einiges mehr. Alltag erlernen, sei das Prinzip.

Ausdrücklich warb Buchhorn gestern noch einmal um eine Willkommens-Kultur. Er werde alles dafür tun, dass die Menschen, die in ihrer Heimat viel Leid erfahren hätten, sich hier aufgenommen fühlten.

(RP)
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