Leverkusen Flüchtlingskinder auf Entdeckungstour in der BayArena

Leverkusen · Schüchterne Blicke und ein verzagtes Schweigen liegen erst in der Luft, ehe die Kinder sich langsam trauen. Der achtsame Blick weicht einem Lachen, und die Stimmung bei der Führung durch das Stadion wirkt fast heiter.

 Die Flüchtlingskinder entdecken in Begleitung von Peter Boddenberg (l.) mit Tourguide Michael Niggemeier (m.) das Fußballstadion.

Die Flüchtlingskinder entdecken in Begleitung von Peter Boddenberg (l.) mit Tourguide Michael Niggemeier (m.) das Fußballstadion.

Foto: Ralph Matzerath

Für die Kinder gebe es "nicht viele Möglichkeiten", mal aus der Unterkunft rauszukommen, sagt Hala Demir. Sie ist Sprachmittlerin bei der Caritas in der Flüchtlingsunterkunft in Quettingen. "Heute sind auch einige Problemkinder dabei." Wo hakt es bei den Kindern denn? "Einige der Kinder sind geistig noch nicht so weit wie andere Gleichaltrige, andere sind bekannt dafür, häufiger Mist zu bauen als andere." Doch bei der Führung durch die BayArena wirken sie ruhig, folgen mit staunenden Blicken Tourguide Michael Niggemeier. Den Kindern, berichtet Demir, würden Ausflüge wie dieser helfen, ein Stück Normalität im Leben zu finden.

Die Kinder in der 20-köpfigen Gruppe kommen aus Afghanistan, Albanien, der Mongolei, Bosnien und zum größten Teil aus dem Irak. "Knapp die Hälfte der Kinder besucht die Schule, zwei gehen sogar aufs Gymnasium", sagt Peter Boddenberg, Geschäftsführer des Deutschen Kinderschutzbundes (DKSB) in Leverkusen. Fast alle Kinder sprechen Deutsch - manche mehr, manche weniger. Die meisten sind ein oder zwei Jahre in Deutschland. "Es ist wichtig, mit einfachen Worten zu erklären, klar und nicht allzu schnell zu sprechen", sagt Niggemeier. Der eigene Eindruck, das Anfassen und Ausprobieren scheinen dabei die beste Wirkung zu haben: Spätestens in der Spielerkabine für die Gastmannschaften bricht das letzte Eis, und auch auf der Trainerbank am Rasen möchten alle Probesitzen. Durch den Bereich der Heimspieler führt in einem Film Bayer-04-Stürmer Stefan Kießling.

Von den Eltern ist bei der Tour keiner dabei. "Ich habe es zwar angeboten, aber es hat niemand Interesse gezeigt", erzählt Demir. Bei anderen Ausflügen, an denen eine größere Gruppe teilnimmt, bestehe sie auf Begleitung. Mit den Kindern aus den Flüchtlingsunterkünften im Stadtgebiet wurden beispielsweise auch Ausflüge in den Zoo organisiert. Jedoch sei die Freude an den Aktivitäten auf elterliche Seite gering. "Sie haben viel durchgemacht und zum Teil das Interesse an solchen Dingen verloren." Umso wichtiger seien deshalb die Ausflüge für die Kinder.

Die Tour wurde vom Kinderschutzbund und Bayer 04 ins Leben gerufen. "Bayer unterstützt uns immer wieder mit Spenden-Aktionen", berichtet Boddenberg. Dazu gehörte im vergangenen Jahr das Spenden der Erlöse vom Verkauf der "Thüringer Pech-Bratwürste" und von der Versteigerung handsignierter Andenken des Fußballvereins. "Bei manchen Spielen laden wir Flüchtlinge ein", sagt Meinolf Sprink, Direktor für Fans und Soziales bei Bayer 04. An die große Glocke hänge der Verein die Aktionen dabei eher selten.

(RP)
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