Leverkusen Flügel für den Oberbürgermeister

Leverkusen · Sowohl Prinz Markus I. als auch Oberbürgermeister Uwe Richrath zeichneten sich nicht durch Bühnenpräsenz aus.

Proklamation Prinz Markus I.
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Prinzen-Proklamation in Leverkusen

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Es gibt sie. Die ganz Harten, die bei jedem Tusch und jedem "Leverkusen Alaaf" das Kölsch-Glas heben und sich einen Schluck gönnen.

Diese ganz Harten dürften spätestens nach dem Auftritt von Sitzungspräsident Volker Weininger leicht einen Sitzen gehabt haben, zündeten doch reihenweise die Kalauer.

Für Ernüchterung sorgte da ausgerechnet der vermeintliche Höhepunkt des Abends: Sowohl seine Tollität Prinz Markus I. als auch Oberbürgermeister Uwe Richrath zeichneten sich nicht gerade durch einnehmende Bühnenpräsenz aus.

Der versammelte Karnevalsadel ließ sich davon allerdings nicht die Stimmung verderben. Eine bestens aufgelegte Band sorgte neben Anheizer Weininger für eine lockere Stimmung - und der Einmarsch des Prinzen mitsamt Bayer-Spielmannszug und Standartenträger der Leverkusener Karnevalsgesellschaften war an Imposanz nicht zu überbieten.

Eigentlich also die perfekte Ausgangslage für einen närrischen Schlagabtausch zwischen dem standfesten Stadtoberhaupt, das den Rathaus-Schlüssel noch nicht übergeben will, und dem jecken Prinz Karneval. Doch bis auf die Tatsache, dass Markus I. zur Werkself hält und als Mitglied der Wiesdorfer Rheinkadetten eine rote Rettungsweste angezogen bekam, stockte der Schlagabtausch gewaltig.

Das lag vor allem daran, dass beide Protagonisten ihre Reden vollständig ablasen und selbst dabei Probleme hatten. So sprach der Oberbürgermeister, obwohl im Vorfeld wohl schon mehrfach darauf hingewiesen, von "Saison" und nicht "Session" und erntete nur mit der Zeile "Im Rathaus gefällt es mir ungemein, drum stell ich dich höchstens als Aushilfe ein", dankbare Lacher. Der Prinz wiederum punktete nur mit einem Seitenhieb auf Ratsmitglied Erhard Schoofs ("Ich würde dann dem Schoofs mal die Hörner stutzen").

Rolf Schuhmacher, Literat des Festkomites Leverkusener Karneval (FLK) war naturgemäß gnädig: "Wir sind ja alle keine Profis. Für's erste Mal war das doch toll! Mit dem werden wir noch viel Spaß haben." In der Tat taute der Regent etwas auf, als er "Loss mer fiere" auf die Bühne brachte und die Stimmung wieder anheizte. Markus I. selbst fand die Stimmung "sehr angenehm", lediglich beim Lied habe ihn eine "leichte Nervosität" gepackt.

"Ich fand es schwach", sagte allerdings Liz Fischer, die das Lied verpasste, weil sie nach der mäßigen Rede eine Raucherpause eingelegt hatte: "Mir war da zu wenig Humor. Da muss man doch nicht vom Röllchen ablesen! Der kann da sagen was er will, der Saal brüllt. Aber das muss man schon frei machen. Wobei er ja eigentlich schon ein netter ist."

Auch, dass der neue Stadtchef Uwe Richrath sich nicht merken konnte, dass im Karneval Session ist und nich Saison wie im Fußball, sei zwar nicht schlimm, trüge aber zu dem unsouveränen Eindruck an diesem Abend bei.

Einen echten Brüller hatten die Karnevalisten aber doch vorbereitet: Dem Oberbürgermeister, der im Wahlkampf auf Plakaten fliegend hoch über den Dächern abgebildet war, hängten die Tollitäten zwei Flügel um. So könne er doch den Abflug machen, und Platz für den Prinzen Markus I.

(RP)
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