Leverkusen Freiwilliges Soziales Jahr wird immer beliebter

Leverkusen · Als vor vier Jahren der Zivildienst eingestellt wurde, war der Aufschrei groß. "Das ist eine Katastrophe für uns", hieß es damals etwa aus dem Naturgut Ophoven. Das Klinikum rechnete damit, den Ausfall mit Aushilfen auffangen zu müssen, was viel Geld gekostet hätte. Doch nichts davon ist eingetreten. Alle sind mittlerweile zufrieden und füllen die Lücken meist mit jungen Leute, die ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) absolvieren. Und diese Form der Zeitüberbrückung bis zu Ausbildung oder Beruf wird offenbar immer beliebter. Während jeder sich beim Bundesfreiwilligendienst (BFD) engagieren kann, gilt das FSJ nur bis zu einem Alter von 27 Jahren.

Der Verein "Freiwillige soziale Dienste im Erzbistum Köln"(FSD) vermittelt FSJler genauso wie BFDler. Vor allem das Freiwillige Soziale Jahr wird immer beliebter. "Hatten wir früher 350 FSJler im Bistum Köln, sind es jetzt konstant über 1000", sagt Manuela Markolf vom FSD. Allein ab Juli 2015 bis April 2016 sind 79 Stellen für Leverkusen gelistet. Der FSD arbeitet mit 33 Einrichtungen in Leverkusen zusammen, vom Kinderheim über die Behindertenwerkstatt bis zu Einrichtungen der Suchthilfe. "Von den zehn Männern und 14 Frauen, die jetzt gerade angefangen haben, hat der Großteil Abitur oder Fachhochschulreife", sagt Markolf. Viele Schulabsolventen nähmen sich bewusst eine Auszeit, manche fühlten sich noch zu jung für ein Studium. Bei den zwölf Monate des FSJ sind 25 Bildungstage enthalten, bei denen sich die jungen Leute auch austauschen können, denn viele machen nach der Schule erstmals ganz neue Erfahrungen. Beim FSD bekommen die Freiwilligen ein Taschengeld von 413 Euro im Monat.

Im Naturgut Ophoven hat sich der Ausgleich der weggefallenen Zivildienststellen ebenfalls positiv entwickelt. "Wir hatten sechs Zivis und haben nun noch zwei BFDler. Dazu kommen vier FÖJler, die ein Freiwilliges Ökologisches Jahr absolvieren", sagt Cille Körner vom Naturgut. Sie ist froh, dass an jungen Freiwilligen kein Mangel herrscht. "Wir sind offenbar sehr attraktiv für junge Leute. Für uns war die Umstellung gut", sagt Körner. Auch Praktikanten füllen die Lücken. Geld gibt es jedoch erst ab drei Monaten Verweildauer. 287 Euro pro Monat zahlt das Naturgut Ophoven.

Auch im Klinikum hat sich die Situation eingespielt. "Wir bekommen immer weniger Bewerbungen von BFDlern, deshalb setzen wir nun ganz auf die FSJler", sagt Bernd Burbach vom Klinikum. Maximal 35 Freiwillige sind im Einsatz und helfen meist in der Pflege mit. Manche möchten danach auch gleich eine Ausbildung am Klinikum machen. Zurzeit sind 20 junge Leute im Einsatz, die vom Klinikum 360 Euro Taschengeld pro Monat bekommen. "Wir gehen auch in Schulen, um für unser Angebot zu werben", sagt Burbach. Meistens lohnt es sich, auf den Homepages der Einrichtungen nach offenen Stellen im Bereich FSJ zu suchen.

(mm)
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