Leverkusen Friedel Ferber - der liberale Individualist ist 80

Leverkusen · Zum Geburtstag, den der Ehrenvorsitzende der Leverkusener Liberalen in privatem Rahmen feiert, kommt auch FDP-Chef Lindner.

 Kam mit etwas Verspätung, dafür auch nur mit einer kleinen, gehaltvollen Geburtstagsrede im Gepäck: Christian Lindner gratulierte Friedel Ferber.

Kam mit etwas Verspätung, dafür auch nur mit einer kleinen, gehaltvollen Geburtstagsrede im Gepäck: Christian Lindner gratulierte Friedel Ferber.

Foto: UM

Eisbegönchen hat er in dieser Woche in seinem Garten gepflanzt. Das ging ins Kreuz. Habe aber sein müssen, "es war an der Zeit", sagt Friedel Ferber. Vielleicht hat sich der Ehrenvorsitzende der FDP Leverkusen damit selbst ein Vorab-Geburtstagsgeschenk zur Vollendung des 80. Lebensjahres gemacht, die Ferber gestern in privatem Rahmen im Bayer Kasino feierte. Aufrecht - von Kreuzschmerzen war nichts zu bemerken - und (fast) ohne Geschenke. Auf die hatte Ferber verzichtet, bat lieber bei den Gästen um Spenden für die Musikschule. "Ich hab' doch alles", sagt er. Und könnte vor allem eines meinen: seinen Individualismus.

Das war schon in der Jugend in Wetzlar so: "Ich bin in einem sozialdemokratischen Arbeiterhaushalt aufgewachsen. Aber in ein Korsett quetschen lassen wollte ich mich nie. Ich habe meine eigene Denkart. Das hat anderen später bei den Freien Demokraten manchmal Schwierigkeiten bereitet", gesteht Ferber. Er sagt absichtlich Freie Demokraten, nicht FDP, denn die sei als Marke kaputt. Bis 2017 - dann traut der 80-Jährige seiner Partei den Wiedereinzug in den Bundestag zu - müsse in der Öffentlichkeit für Akzeptanz der Liberalen gesorgt werden. "Wir brauchen auch Unterstützer ohne Parteibuch für Christian Lindner." Dem schreibt Ferber regelmäßig E-Mails, gibt Ratschläge oder tut einfach nur seine Meinung kund.

Lindner und Ferber kennen sich an die 20 Jahre. Damals war Lindner ein Teenager, der in den FDP-Bezirk spazierte und verkündete: "Ich möchte kandidiern." Die Bezirksmitglieder "haben mich damals erstmal nicht ernst genommen", erzählte Lindner schmunzelnd vor der Tür zum Musikzimmer, in dem Friedel Ferber mit Gästen, darunter Oberbürgermeister Reinhard Buchhorn feierte.

Der 36-Jährige kam leger im Freizeitblazer, ohne Krawatte, "ohne Verkleidung. Ich bin einfach als Christian Lindner da", um seinem Parteifreund zu gratulieren. Kurioser Zufall: Ein paar Räume weiter feierte Lindners Oma ihren 90. Geburtstag. "Ich bin quasi zu zwei Familienfesten hier."

Auf dem von Fiedel Ferber war dem eloquenten Lindner langes Reden verwehrt: Ferber wünschte sich kurze Statements. Daran hielt sich der FDP-Chef: "Es empfiehlt sich nicht, Friedel zu widersprechen", sagte er augenzwinkernd, lobte den streitbaren Liberalen aus Leverkusen, dessen Gradlinigkeit, Unabhängigkeit und Freiheitsliebe, die Ferber bewusst davon abgehalten hätten, in die bezahlte Politik in Bund oder Land zu gehen.

Und Ferber - seit 51 Jahren in der FDP und damit ungefähr genauso lange mit der Partei liiert wie mit seiner Frau Ingeborg ("Ich schätze seine Zuverlässigkeit") - hat nicht für jeden liberalen Bundespolitiker warme Worte übrig. "Als Mensch habe ich Solms und Gerhardt als gut empfunden. Aber Gerhardt war immer zu weich", erzählt der gelernte Verlagskaufmann, der in den 1950er Jahren die Werbeakademie in Hamburg besuchte, später von Bayer engagiert wurde und in Leverkusen landete. Hier entschied er, sich politisch zu engagieren. Daraus wurden elf Jahre als FDP-Kreisvorsitzender, 13 Jahre als Mitglied des Bezirksvorstandes, neun Jahre als Ratsherr.

"Ich bin nicht einfach, aber engagiert", sagt der 80-Jährige über sich. Und wirft allen Kritikern, die ihn über die Jahre in der Politik begleiteten, diese knackige Formulierung zu: "Ich habe nicht dauernd was zu meckern. Ich habe zu manchen Dingen etwas zu sagen." Und das will er auch weiter tun - in E-Mails an Lindner und als aufrechter Beobachter der Stadtpolitik.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort