Leverkusen Gelungen: Kabarettist Özgür Cebe schlägt im KAW auch ernstere Töne an

Leverkusen · "Ich bin in Bielefeld geboren, wohne in Bonn und in mir sind armenische, türkische und kurdische Wurzeln", beginnt Özgür Cebe sein Programm.

 Verpackte Kritik an Zeitgeist und Gesellschaft in lockere Gags und ein ernstes Gedicht: Özgür Cebe.

Verpackte Kritik an Zeitgeist und Gesellschaft in lockere Gags und ein ernstes Gedicht: Özgür Cebe.

Foto: KAW

"Das kann ich auch nicht verleugnen, und immer wieder gibt es innere Konflikte. Der Armenier will mich ständig rasieren, der Türke will sich immer einen Bart wachsen lassen und der Kurde vertraut den beiden kein Rasiermesser an."

Es war einer von vielen Gags im Kulturausbesserungswerk Opladen (KAW) am vergangenen Samstag. Cebe selbst bezeichnet sich als "irgendwie eine Mischung aus Ranga Yogeshwar und Cindy aus Marzahn".

Sein zweites Solo-Programm "Freigeist oder Geistfrei, das ist hier die Frage" besticht nicht nur mit gutem Humor. Er verpackt wichtige und ernste Themen wie den demografischen Wandel, die Lobby der Pharmaindustrie oder Rassenhass in ein zweistündiges, zu Herzen gehendes, Kabarett. Besonders der Rassismus stößt ihm immer wieder auf. Seine Quintessenz: Rassismus macht krank! Starker Beifall vom Publikum.

Aber auch einfachere Themen wie "Social Networking" nimmt er gekonnt auf die Schippe. Er erzählt sehr gerührt von dem einzigartigen Moment, als er nach der Geburt seine Tochter das erste Mal in den Armen hält. Dabei hat er Freudentränen in den Augen, die nur ein Vater haben kann, der von diesem Moment spricht. Ein rührender Augenblick, den er gekonnt platzen lässt: "Meine Frau hatte keine Zeit, unsere Tochter zu halten, sie musste erst einmal ein Foto auf Facebook posten. Ich habe ihr dort unter das Foto geschrieben, dass sie doch auch mal das Kind halten soll. Die Hebamme hat direkt auf 'Gefällt Mir' geklickt."

Özgür Cebe sprach souverän, hielt Kontakt mit dem Publikum und brachte sein Programm locker und authentisch rüber. Am Ende trug Cebe ein Gedicht vor, das das Publikum allerdings sehr nachdenklich verabschiedete. Es ging um die verschiedenen Arten von Religion und die Gefahr des bedingungslosen Glaubens. Er trug das Gedicht mit ausgebildeter Schauspieler-Stimme vor. Eindrucksvoll.

(hawk)
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