Leverkusen Geschichten erzählen ganz ohne Sprache

Leverkusen · Die "Talking Bodies" des Jungen Theaters Leverkusen bewiesen, dass Gestik und Mimik sehr aussagekräftig sein können.

 Die acht jungen Darsteller mussten bei "Talking Bodies" ohne jegliche Hilfsmittel auskommen.

Die acht jungen Darsteller mussten bei "Talking Bodies" ohne jegliche Hilfsmittel auskommen.

Foto: Uwe Miserius

Es gab dieses Mal weder ein gedrucktes Programm, noch eine erklärende Moderation. Wer es gelernt hat, nicht nur Emotionen, sondern auch Handlungsabläufe mit seinem Körper auszudrücken, der kommt auch ohne Worte aus und kann dennoch ganze Geschichten erzählen. Erstaunlicherweise ist das Gegenüber sogar noch konzentrierter und aufmerksamer, als wenn die Vermittlung hauptsächlich über Sprache läuft.

Diese Erfahrung jedenfalls machten die Besucher der beiden Abende mit "Talking Bodies" im Jungen Theater Leverkusen (JTL). Denn da wurde mehrmals ein und dieselbe Szene mit und ohne Ton vorgespielt - entweder zuerst die reine Pantomime und im direkten Anschluss die Wiederholung mit Text, oder umgekehrt.

Die Ensemble-Mitglieder, die im JTL in den verschiedenen Disziplinen der Schauspielkunst unterrichtet werden, trainieren konsequent ihre Körpersprache. Und sie sind alle sehr talentiert, versicherte Mario Mialak, der schon lange als Dozent für Körperarbeit in der Schauspielerschmiede an der Karlstraße tätig ist und aus seinen Übungen einen komplettes Abendprogramm zusammenstellte. In diesem Sommer haben gerade einige Mitglieder den Sprung in die professionelle Ausbildung geschafft.

Das ist letztlich das eigentliche Ziel, auf das man hier hinarbeitet. Als Bindeglied zwischen Hobby, Schülertheater und Berufsausbildung. Haben die Fortgeschrittenen das Ensemble verlassen, rücken über das offene Vorsprechen wieder neue Schauspielschüler nach.

Derzeit besteht das Ensemble aus zwei männlichen und sechs weiblichen Mitgliedern, die für das Körpertheaterstück auf jegliches Hilfsmittel verzichten mussten. Keine Requisiten, keine Kostüme, kein Bühnenbild und kein Ton. Alles musste selbst gemacht werden, außer der Beleuchtung, mit der Mario Mialak dann doch einige helfende Akzente setzte.

Da sah man dann bekannte Pantomime-Übungen wie die vor einer imaginären Glasscheibe oder Wand, die hier mit Witz abgeschlossen und aufgelöst wurde. Die Einzelnen sprachen, beziehungsweise formten kurze Soloauftritte. Dann wieder arbeitete das ganze Ensemble zusammen, um durchaus vertraute Situationen vorzuspielen wie der Besuch einer öffentlichen Toilette.

Eine Akteurin spielte die Szene, alle anderen stellten - erstaunlich gut erkennbar - das notwendige Equipment dar: Geldeinwurf und Ticketspender, Drehkreuz, Klobrillenreiniger, Seifenautomat und Waschbecken. Fehlte nur der Dyson zum Händetrocknen, wozu ein Jungen in der ersten Reihe angelernt wurde, ganz einfach und selbstverständlich ohne Worte.

Nach vielen einzelnen Übungen amüsierten sich Spieler und Zuschauer gemeinsam bei einem kurzen, halb improvisierten Theaterstück, dem Besuch einer Vernissage. Hier waren dann auch Hilfsmittel im Einsatz, einige Spieler steckten in farbigen Schläuchen als formbare Skulpturen.

Ein kurzweiliger, unterhaltsamer und auch lehrreicher Abend.

(mkl)
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